Montag, 26. Juli 2010

Von himmlischer Ruhe und teuflischen Löchern

Es herrscht wieder Ruhe im Haus. Der Pool liegt den größten Teil des Tages verlassen, die Katzen entspannen und räkeln sich an den vertrauten Plätzen. Dabei hatten sie sich nach langem Zögern mittlerweile an die Besucher gewöhnt und ließen sich von den Enkelkindern sogar streicheln. Doch jetzt sind erst mal alle Besucher weg und auch wir müssen uns an die Ruhe erst wieder gewöhnen.
Da hilft nur langsam fahren
Dabei war es heute gar nicht so ruhig - Blitz und Donner suchten uns heim und jede Menge Wasser strömte vom Himmel. Unser Feuerloch ist zu zwei Dritteln gefüllt. Man sollte meinen es ist ein Brunnen. In etlichen Teilen des Landes gab es Katastrophenalarm, es hatte Straßen unter Wasser gesetzt und aus Rinnsalen wieder Flüsse gemacht.
Schlechte Zeiten für Autofahrer. Nicht nur wegen des möglichen Aquaplanings. Denn zu den nachhaltigsten Eindrücken von Bulgarien zählen bei Freunden und Verwandten, die hier mit dem Auto unterwegs waren, die  Straßen. Straße, das  heißt hierzulande mal abgesehen von einigen Autobahnen und wenigen Transitstrecken vor allem eins: Loch an Loch. Dabei hat Bulgarien durchaus Straßenbauprogramme, dokumentiert auf großen Tafeln am Straßenrand. Auch auf dem Weg nach Zarewo finden sich solche Tafeln: Hier wird gebaut, an einem internationalen Projekt und mit internationalen Mitteln, beispielsweise die Transitstrecke von Zarewo nach Malko Tarnovo, der Grenzstadt zur Türkei. Die Tafel stammt von 1996. Vom Bau bisher nichts zu sehen oder zu spüren. Die Leute sind sich einig, dass die Mittel für den Straßenbau auch geflossen sind. Nur in welche Taschen, das weiß kaum einer. Sicher ist jedoch, dass wir den Grenzübergang zur Türkei auch ohne Grenzkontrollen spüren  könnten: Auf türkischer Seite hat das Rütteln und Schütteln ein Ende und die Gefahr ist gebannt, mit dem Auto auf Nimmerwiedersehen in einem riesigen Loch zu verschwinden. Dort wurde die Transitstrecke nämlich wirklich gebaut.
Aber in Bulgarien sind Straßen wie die hier abgebildete die überwiegende Realität. Wie sagte es doch unser Freund Bernd Krüger, nachdem er ohne größeren Schaden wieder in Deutschland angekommen war: "Wir waren auf eine Straße geraten, die müsste gesperrt werden oder man hätte  das Auto eigentlich durchtragen müssen"
Kurz vor dem Ortseingang zu unserer Nachbarstadt Ahtopol hat es neulich sogar eine medienwirksame Kundgebung empörter Autofahrer gegeben wegen der riesigen Schlaglöcher, die die Straße eigentlich auch unpassierbar machen. Aber ob es was nützt? Uns wurde erzählt, dass für den Straßenneubau zwischen Zarewo und Ahtopol eine Summe von mehreren Millionen geflossen sei. Aber auch hier: Nur der neue Eigentümer weiß in welche Taschen.
Ein Freund erzählte uns neulich dazu einen in Russland spielenden Witz: Treffen sich zwei Freunde, Bauingenieure, nach langer Zeit. Lädt der eine den anderen in sein prächtiges Haus, zeigt auf die Umgebung, den kleinen Fluss unweit des Hauses. Dort, so sagt er, hat er im Auftrag des Staates die große moderne Brücke gebaut. Was für eine Brücke, fragt der Freund, das ist doch nur ein Steg. Ja, sagt der erste, für mehr  hat es eben nicht mehr gereicht nachdem mein Haus fertig war.

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