Dienstag, 22. Februar 2011

Willkommen dem neuen Erdenbürger

Denkas und Ilijas Familie ist wieder größer geworden. Ende vergangenen Jahres wurde Iwaila geboren. Sie ist die Tochter von Denkas Sohn Dantscho und dessen Frau Elena.
Schläft lieber - Ivaijla mit ihrer Mama
Vor einigen Tagen wurde die kleine Iwaila sozusagen öffentlich willkommen geheißen. Es ist hier Brauch, dass Neugeborene  vier bis sechs Wochen nach der Geburt den Verwandten und Bekannten vorgestellt werden. Allerdings nur den weiblichen. Sie werden zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen und dabei kann das neue Familienmitglied ausgiebig angeschaut und auch mal auf den Arm genommen werden. Und natürlich wird von den Frauen und Mädchen alles ausgiebig beredet was mit dem Kind und dessen gutem Gedeihen zu tun hat. Und natürlich wird auch noch viel mehr beredet, sämtlicher Dorf- und Familienklatsch, die neuesten Ereignisse im Dorf und den Nachbarorten, denn auch von dort sind selbstverständlich Freunde und Verwandte gekommen. Auf dem Höhepunkt des Essens wird ein großes Fladenbrot herumgereicht. Es steht, wenn ich es richtig verstanden habe, als Symbol für Fruchtbarkeit und reichen Kindersegen. Eine junge Frau (früher vielleicht eine Jungfrau?) hält das Brot hoch über den Kopf und zerbricht es. Die beiden Teile stehen für einen Jungen und ein Mädchen und alle Anwesenden brechen von jeder Hälfte ein Stück.
Über mangelnden Kindersegen hier im Dorf braucht man allerdings nicht zu klagen. In den Zigeunerfamilien gibt es Nachwuchs, allerdings in Maßen. Mehr als zwei, drei Kinder haben die jungen Familien hier nicht mehr. Bei den Bulgaren des Dorfes sieht es da schon schlechter aus. Die Kinder und Enkel der Dorfbewohner sind fast alle längst weggezogen, in die Städte, in denen es mehr Arbeitsplätze gibt.

Doch zurück zu Iwaila. Nach dem Essen gibt es selbstverständlich auch Geschenke: Etwas zum Anziehen, vor allem auch Geld.  Und danach wird richtig gefeiert mit Musik (sehr laut) und Tanz. Und auch das mit ausgelassener Fröhlichkeit und ganz ohne Männer. Der Vater der kleinen Iwaila wurde bei diesem Fest nur einmal gebraucht: als die Musikanlage nicht spielen wollte.

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