Mittwoch, 19. Oktober 2011

Exotische Früchtchen in unserem Garten

Herbstzeit ist Erntezeit, auch bei uns. Da Abreise nach Deutschland bevorsteht, hier noch schnell ein Erntefoto von Früchten aus unserem Garten und vom Straßenrand.
Alle hier gewachsen und selbst geerntet
Grantäpfel gibt es dieses Jahr viele und schöne von unserem kleinen Bäumchen. Die Afrikanische Stachelgurke links sieht schön aus, soll auch essbar sein, hat uns aber nicht geschmeckt. Viele Kerne von geleeartiger Fruchmasse umgeben, nur wenig Geschmack. Aber interessanter Anblick auch am Gartenzaun. Die tennisballähnliche Frucht vorn rechts ist eine Verwandte der Maulbeere, nur eben deutlich größer. Gefunden haben wir die Früchte in der Nähe von Burgas. Es handelt sich um eine Maclura pomifera, auch Milchorangenbaum genannt. Die Sträucher oder Bäume stammen aus Amerika, das Holz soll sehr haltbar sein und einem Indianerstamm zur Herstellung von Bögen gedient haben. Die Früchte sind nicht essbar, riechen aber leicht nach Zitrusfrüchten für die wir sie anfangs auch hielten. So, wieder was gelernt. Wir. Ihr hoffentlich auch.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Der Herbst hat uns im Griff

Der Herbst ist da. Nicht mir Sonnenschein und bunten Blättern.

Nein, mit Regen und Sturm. Was heißt Regen. Seit einer reichlichen Wochen regnet, besser gießt es immer aufs neue wie aus Kannen. Unser Regenmesser war zweimal bis zum Überlaufen voll - einmal voll sollen 100 Liter pro Quadratmeter sein. Also mehr als 200 Liter pro Quadratmeter hat es in dieser Woche geregnet, und unser Garten sieht auch so aus. Sumpf und sogar schon offene Wasserflächen wo kürzlich noch vertrockneter Rasen war.
Bei den Wellen bleiben die Boote an Land
 Wir sind nicht allein betroffen. In Bugarien wurden in den vergangenen Tagen in vielen Regionen Hochwasserwanrstufen herausgegeben. Geschneit hat es auch schon, auch bei uns heute morgen. Zum Glück noch mehr Regen als Schnee und somit auch keine weiße Pracht. Der Sturm hat uns hohe Wellen beschert und den Fischern zusätzliche Arbeit - Boote und Fischereiausrüstungen mussten an Land gebracht werden, mit dem Fischfang ist es erst mal vorbei. Schön für die Fische... Doch spätestens Donnerstag soll es wärmer werden und auch die Sonne zurückkehren.
Jo gibt die Hoffnung nicht auf, dass dann auch endlich Pilze wachsen. Und Zeit für mich für einen Reit-lern-Urlaub.
Und jetzt noch ein Dankeschön an die leider unbekannte Kathrin für einen tollen Tip: Habe das neu gekaufte Mehl gleich ins Tiefkühlfach gepackt.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Wahlkampf in Bulgarien

Alle, alle sind sie weggezogen: Die Störche sind lange weg, die Bienenfresser haben sich nach Süden verabschiedet und auch die Schwalben sind so ziemlich lange weg. Aber manche sind auch gekommen - Ratten in unser Haus. Unterm Dach haben sie sich, dem Getrappel nach zu urteilen, wohnlich eingerichtet. Dem Getrappel lauschen unsere  Katzen sehr interessiert, aber sie können leider nicht hin. Deshalb also wieder Fallen aufstellen. Und sie gehen auch wirklich rein, zwei haben wir schon erlegt.

Aber hier im Lande gibt es noch weitere unangenehme Mitbewohner. Und die machen mit lautstarken Aktionen zur Zeit mobil gegen die Zigeuner. Auslöser war ein tödlicher Unfall. In einem Dorf wurde ein junger Bulgare von Zigeunern überfahren. Sie sollen ihn absichtlich überfahren haben, so hört man. Das Dorf wird beherrscht von einem millionenschweren Mafiaboss der Zigeuner. Zar Kiro lässt er sich nennen, sein Geld soll er mit dem Verkauf von schwarz gebranntem Schnaps und mit Mädchenhandel verdienen. Aufgeputschte Jugendliche haben nach dem tödlichen Unfall einige seiner Häuser angezündet. Zar Kiro wurde verhaftet, weil er den Anführern der Täter mit dem Tod gedroht haben soll. Vor allem am vergangenen Wochenende gab es in mehreren Städten, vor allem aber in Sofia, lautstarke Demonstrationen. Rechtsradikale, rassistische Aktionen, allen voran die radikale Partei Attaka. Deren Führer hat die Todesstrafe für Leute wie Zar Kiro gefordert. Wir haben hier noch nicht erlebt, dass er solche Forderungen gegen bulgarische Mafiabosse erhoben hätte, die auch nicht zimperlich sind wenn ihnen Leute im Weg sind. Aber es ist ja Wahlkampf. Im Oktober werden Bürgermeister gewählt und auch die Präsidentenwahl steht an. Da sind viele Stimmen zu holen mit Aktionen gegen Minderheiten wie die Roma. Sie sind nicht eben angesehen hier im Lande: Faul, ungebildet, kriminell und Schmarotzer, so die Vorwürfe. Nicht unberechtigt manches: Vor allem in den größeren Städten, in denen ein Großteil der Roma in Slums lebt, ist die Kriminalität hoch. Sie bezahlen weder Strom noch Wasser, so die Vorwürfe, und der Staat tut nichts dagegen. Über die Ursachen und Möglichkeiten für Veränderungen will jedoch keiner wirklich diskutieren. Integration ist ein langer Prozess. Und wie eine große Volksgruppe integrieren wenn das Land weder Geld noch Arbeitsplätze hat. Aber: Zur Zeit ist Wahlkampf. Und da wird natürlich lautstark diskutiert - über Veränderungen, über Toleranz, über Programme zur Integration. Mal sehen was wirklich passiert wenn der Wahlkampf vorbei ist.
Wir haben übrigens Glück in unserem Dorf. Die Roma, die hier leben, sind weitgehend integriert. Wenn sie Arbeit bekommen, dann arbeiten sie - fleißig und diszipliniert. Sie haben sich kleine Häuser gebaut, schicken ihre Kinder zur Schule, einige auch aufs Gymnasium. Einige wenige von hier studieren sogar. Aber schwer ist das für sie schon, in einem Land, in dem Arbeitsplätze rar sind.
An dieser Stelle ein kleines Dankeschön für zwei Kommentare von "Anonymus". Ich freue mich über jede Reaktion auf meine Seiten. Da ich direkt nicht antworten kann, die Antwort auf diesem Weg. Wenn es so erscheint dass in diesem Blog vor allem das Leben der hier lebenden Roma gezeigt wird dann muss ich mal drüber nachdenken wie ich das ändern kann. Dass bei den Ringern beim Dorffest und auch auf anderen Fotos vor allem Roma-Kinder zu sehen sind hat einen guten Grund: Die im Dorf lebenden Bulgaren sind meist schon älter und haben, bis auf eine Ausnahme, keine Kinder im Schüleralter. Und der (bulgarische) Sohn von Mitko hat fleißig mitgekämpft. Außerdem bringen die nicht die Eltern oder Angehörigen ihren Kindern das Ringen bei, es gibt in den Schulen Sportvereine, in denen die Jungen Ringen lernen. Aber auf den anderen Fotos vom Dorf, vor allem am Paraklis, sind durchaus auch Bulgaren und nicht nur Roma zu sehen. Man kann die Fotos vergrößern, dann sieht man das besser. Wir schreiben über das Leben hier im Dorf wie wir es erleben. Wir würden auch gern über Feste, Feiern, Traditionen in anderen bulgarischen Dörfern berichten, aber leider erfahren wir von diesen Festen erst etwas im Internet, wenn sie schon vorüber sind. Sie können uns aber gern mitteilen wenn in Ihrem Dorf etwas interessantes stattfindet - wir werden gern kommen.