Sonntag, 6. Dezember 2020

Abschied von einem guten Freund

Unser Freund Ilija
 Und wieder ist ein Jahr zu Ende, zumindest beinahe. Es war ein eigenartiges Jahr, zeitweise erschien es einem ziemlich surreal. Gerade im Frühjahr, als so allen bewusst wurde was da mit Covid 19 auf uns zukommt. Jo hatte schon ganz am Anfang des Jahres, nach den ersten Meldungen aus China über das schnell um sich greifende Virus, geäussert: Das wird ganz schlimm. Damals habe ich noch widersprochen. Was soll da schlimm werden? Eine Virusinfektion. Da wird es schnell was dagegen geben.



Ilija mit seinem Freund Gero und Tappa
Doch dann kamen all die Meldungen von vielen Kranken, von schwer Kranken, von unheilbar Kranken. Die Einschränkungen, die Masken. Auch hier in Bulgarien, obwohl hier die Fallzahlen anfangs noch sehr niedrig waren. Ausgangssperren, Verbot für den Besuch der grösseren Städte, geschlossene Gaststätten, Reiseverbot. Da wurde es einem zeitweise schon ziemlich unheimlich. Und ja, Angst machte sich breit.

Aber dann kam der Sommer und die vollmundigen Sprüche der hiesigen kommunalen Politiker: Kommt zu uns ans Meer, verbringt hier Euren Urlaub, hier an der südlichen Schwarzmeerküste gibt es kein Corona. Und hier war es ein guter Sommer mit vielen Urlaubern und kaum Meldungen über Covid-Infektionen. Doch seit einigen Wochen ist das Virus auch bei uns, die Fallzahlen in ganz Bulgarien und jetzt auch hier an der Küste sind stark angestiegen. 

Leb wohl
Und jetzt hatte sich einer unserer besten Freunde hier im Dorf infiziert: Ilija, wir kennen ihn seit Mitte der 90eer Jahre als wir anfingen das Häuschen auszubauen. Er hat beim Bau geholfen, hat den Garten begehbar gehalten, wir haben viele Feste miteinander gefeiert. Er hat Jo überzeugt, dass er unbedingt ein Pferd braucht und gemeinsam mit ihm eine Stute gekauft. Ilija hat bei vielen unserer Feste uns und vielee unserer Gäste mit seinem wunderbaren und kraftvollen Gesang erfreut. Hier im Blog haben wir viel darber geschrieben. Doch dann kamen zunehmend Krankheiten, eine schwere Lungenentzündung schädigte die Lunge nachhaltig. Und jetzt kam Corona. Dem hatte sein Körper, trotz eines gesunden Herzens, nichts entgegenzusetzen. Erst Mitte 50 ist er letzte Nacht gestorben. 

Wir werden viele schöne Erinnerungen an ihn bewahren.

Sonntag, 6. September 2020

Trotz Corona massenhaft Urlauber

Der Pope segnet das Mahl und die Gäste

Eigentlich müsste heute das Dorf vibrieren von der Musik, die alljährlich das Dorffest begleitet und zum Feiern und Tanzen einlädt. Doch es ist still im Dorf. Wegen Corona kein Dorffest, bei dem sich zugegebenermassen Einheimische und zahlreiche Gäste dicht an dicht auf dem Dorfplatz drängen. Also, die Abwesenheit von lauter Musik stört uns nicht wirklich. Aber es fehlt schon, die fröhliche Feierlaune, der Geruch nach Gebratenem und Zuckerwatte, das gemeinsame Tanzen.




Die Schwalben bereiten die Abreise vor

Doch den Kurban, die Lammsuppe zum Wohle des Dorfes und seiner Bewohner, liessen sich die Varvarianer nicht nehmen. In diesem Jahr allerdings nicht an der kleinen Kapelle, dem Paraklis im Wald, sondern an der Kirche im Dorf. Für das Paraklis werden Spenden gesammelt, das Dach des Kirchleins ist vom Einbruch bedroht. Aus Sicherheitsgründen also vorerst gesperrt. Wir werden auch spenden und hoffen, dass die Gläubigen die alte Kapelle bald wieder besuchen können. Wir aben diesen etwas mystischen Ort schon oft und auch mit all unseren Freunden und Gästen besucht. Und oft sogar zu einem kleinen Grillfest, auch mit Musik. Live allerdings, traditionell bulgarisch und ohne Verstärker.

Also vielleicht im nächsten Jahr wieder. Oder im Herbst mit unserer Frauenrunde. Denn der Grillplatz ist ja nicht gefährdet und auch nicht gefährlich.


Die Schwalben bereiten die Abreise vor
Wasser und Zusatzftter gewünscht von den Pferden

Jetzt freuen wir uns erst mal auf das Ende der Urlaubssaison. Nach einem zögerlichen Beginn im Juni war im Juli und August kaum ein freies Bett zu finden. Nicht nur in unserem Dorf, sondern an der ganzen südlichen bulgarischen Schwarzmeerküste. In diesem Jahr kamen nicht nur die, die jedes Jahr kommen. Viele Bulgaren, die in den vergangenen Jahren lieber in Griechenland geurlaubt haben, blieben im Land. Und entdeckten "ihr" schwarzes Meer wieder neu. Hoteliers, Gastronomen, Zimmervermieter sind sehr zufrieden mit der Saison. Weniger zufrieden hingegen die Tourismusbranche an der nördlichen Schwarzmeerküste. Den dortigen riesigen Hotelanlagen und Resorts fehlen dieses Jahr die Gäste. Nur wenige Bulgaren wollen dort Urlaub machen, und Ausländer kamen wegen Corona kaum.Jetzt hofft die Branche noch auf einen versöhnlichen Herbst.

Wir hoffen jedoch, dass die Saison endlich vorbei ist und wieder Ruhe einzieht. Die Störche sind schon seit vier Wochen weg, ein Teil der Schwalben auch. Geblieben sind die spät oder zum zweiten Mal brütenden Schwalben. Zu den zweimal brütenden gehörten in diesem Jahr auch unsere Hausschwalben. In der ersten Brut vier Junge grossgezogen, in der zweiten waren es drei. Fleissig.



Doch die Schwalbenreihen auf den Elektro- und sonstigen Drähten lichten sich auch allmählich. Dafür sind die ersten Palamud-Schwärme angekommen. Die Fische sind noch recht klein, die Fischer warten auf die Schwärme mit den grossen Palamuds.

Und wir warten auf Regen. Seit dem 24. Juni gab es nur einen ganz kurzen Regenschauer. Da wächst ohne eifriges Giessen nichts mehr. Die Pferdekoppel ist extrem trocken und staubig. Kein grüner Halm mehr zu sehen.

Traubenernte
Mal schnell die Trauben geerntet

Also morgen noch Feiertag mit vielen Urlaubern. Der 6. September ist der Tag der Wiedervereinigung Bulgariens. Und da dieser staatliche Feiertag auf einen Sonntag fiel, ist automatisch der darauffolgende Montag arbeitsfrei. Eine schöne Regelung. Doch jetzt sind wohl die meisten Einheimischen froh wenn es wieder ruhiger wird. Die Chancen stehen gut, am 15. September beginnt landesweit das neue Schuljahr.

Ich habe aber erst mal die Trauben geerntet bevor sie zu Rosinen vertrocknen. Saft und Gelee daraus produziert.


Samstag, 30. Mai 2020

Trotz Corona - die Sommersaison hat begonnen

Der wilde Lauch
Und wenn es Anfang Mai noch ziemlich ruhig  in den Küstenorten hier im Süden war, das ist vorbei. Viele Besitzer von Ferienhäusern, Bulgalows, Gästehäusern und natürlich den Hotels sind gekommen, um ihre Anwesen auf die Urlaubszeit vorzubereiten. Da die Schule noch nicht wieder bekonnen und auch Kindergärten bisher geschlossen blieben, sind auch viele Familien da.
Homeschooling geht auch vom Ferienbungalow aus. Mittlerweile haben auch die Gaststätten öffnen dürfen, Kellner und sonstige Mitarbeiter tragen Mundschutz. Auch hier wurden kleinere Tische aufgestellt, zwischen den Tischen die Abstände vergrössert. Und das meiste findet auf den Freisitzen statt. Wir haben die Gelegenheit genutzt und sind endlich wieder mal essen gegangen. Mehrfach, schliesslich hat man ja in aller Regel auch mehrere Lieblingskneipen.
Rosentor
Da mit dem 1. Juni nun auch die Quarantänepflicht für aus dem Ausland Einreisende aufgehoben ist könnte die Urlaubssaison doch noch einigermassen gut laufen. Auch wir hoffen darauf, dass sich die Grenzen europaweit wieder öffnen, schliesslich erwarten auch wir liebe Freunde.
Bis dahin: Es ist viel zu tun. Im Garten, mit den Pferden und der Pool wartet auf neues Wasser. Musste aber erst mal abgedichtet werden. Da ist es gut dass es für Mai im Moment nicht sehr warm ist. Die Tomaten können in Ruhe anwachsen und auch die Rosen sind nicht gleich verblüht.
Im übrigen haben wir in diesem Jahr erstmals versucht, Rosenwasser zu destillieren. Geht ganz einfach: Viele duftende Rosenblätter ins Wasser, köcheln lassen und den Dampf mitsamt den Duftstoffen auffangen. Riecht schon ganz gut, wenn auch nicht so gut wie Rosenöl. Aber es muss erst mal einige Wochen stehen um das richtige Aroma zu entfalten. Warten wir es ab. Demnächst wollen wir es mal mit Rosmarin versuchen. Das Destillat soll gut geeignet sein als Saunaaufguss.
Pfingstrosen
Ein neues Haustier haben wir übrigens auch - im Miniteich wohnt eine dicke Kröte. Zumindest zeitweise. Sie kommt seit einigen Wochen aller drei oder vier Tage, bleibt einen ganzen Tag im Wasser und verschwindet in der nächsten Nacht wieder. erst dachten wir ja dass sie vielleicht laichen will, aber ohne Partner wird wohl nicht viel werden. Und wir haben sie bisher immer nur alleine gesehen.
Ach ja, der Storchennachwuchs kommt auch aus den Eiern. Gestern habe ich das erste Mal ein Storchenköpfchen über den Nestrand schauen sehen.
Kröte im Wellnessteich


Samstag, 2. Mai 2020

Der Mai ist gekommen - aber sonst kaum jemand

Ab sofort nur noch in der Bank. Oder bei Lidl.
Corona hat auch Bulgarien fest im Griff - mit wenig Infizierten, aber vielen Regelungen. Die langsam aber auch aufgehoben und gelockert werden. Das erste die Maskenpflicht. Die war schon einmal am 30. März erklärt, am 31. aber bereits wieder aufgehoben. Zwei Wochen später, kurz vorm hiesigen Osterfest, erneuert. Masken sind nicht nur in Geschäften, Banken, Behörden und sonnstigen öffentlichen Einrichtungen zu tragen, sondern generell in der Oeffentlichkeit.
Ob rein oder raus, wir geniessen unseren Garten
Seit Donnerstag wieder aufgehoben, zumindest was öffentliche Strassen und Plätze betrifft. In Geschäften und sonstigen öffentlichen Gebäuden bleibt sie aber Pflicht. Freigegeben werden für Besucher sollen jetzt auch Parks, Landschaftsparks, Naturparks und ähnliches. Die regionalen Behörden sollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Hygienemassnahmen eingehalte werden können. Bei unserem Freund Dimtscho haben wir heute gehört (waren mal auf ein Bier bei ihm), dass auch Gaststätten in unserer Region wieder öffnen dürfen - mit ausreichend Abstand zwischen den  Tischen. Offiziell habe ich das noch nicht gelesen, aber manchmal sind Gerüchte auch wahr. Das liegt auch im Bereich der Möglichkeiten, denn in den Orten in der Region südlich von Burgas gibt es keinen einzigen offiziellen Corona-Fall. Wir hoffen sehr. Denn das gelegentliche Mittagessen in der Fischgaststätte nach dem Einkauf fehlt uns doch. Ach ja, dann soll auch die Fahrt in die Bezirksstädte wieder möglich werden.
Bisher brauchte man ein Dokument vom Arbeitsgeber oder Ortsbürgermeister, dass der Besuch, für uns in Burgas, notwendig ist. Apropos Bürgermeister: Da die Kommunen kein Geld mehr haben, wurden die kommunalen Mitarbeiter zum Teil  erst in Urlaub, dann in unbezahlten Urlaub geschickt. Die Bürgermeisterin teilt sich die Arbeitszeit mit ihrer Mitarbeiterin, jede abwechselnd eine Woche.
Für die Gemeindearbeiter bedeutet das, dass sie wochenlang kein Geld verdienen.

Mittwoch, 15. April 2020

Das Leben geht weiter - für uns fast unverändert

Die Stifmütterchen blühen ohne Unterlass
Vier Wochen leben mit Beschränkungen. Keine Freunde treffen, kein Morgenkaffee mit Schwatzrunde bei Mara. Kein: Heute habe ich mal keine Lust zum Kochen, heute gehen wir mal essen. Wie in vielen Ländern auch hier Gaststätten geschlossen, Kaffeeautomaten abgeschaltet, keinen Besuch empfangen, Begrüssung auf der Strasse nur mit Distanz, kein Ausflug in die grossen Einkaufsmärkte nach Burgas. Um in grosse Städte zu kommen braucht man einen Passierschein. Aber wir müssen ja nicht hin. Einmal in der Woche nach Tsarevo zum Einkaufen, um Kontakte möglichst gering zu halten. Haben wir vorher auch nicht öfter gemacht. Ansonsten hat sich für uns gar nicht so viel verändert zum bisherigen Leben. Haus, Garten, Hundespaziergänge, alles wie immer. Glücklicherweise wohnen wir in einem kleinen Ort und können uneingeschränkt spazieren. Der Frühling kam, auch Corona konnte ihn nicht aufhalten. Wir erfreuen uns an vielen Blumen, Bienen, Singvögeln.


Tulpe mit Gendefekt oder Wachstumsstörung
Zur Zeit bereiten wir die Pferdekoppel vor, damit die Pferde bald wieder frei laufen können. Das macht aber viel Arbeit, weil es hier eine kleine Kuhherde gibt die ohne Hirten herumläuft. Und immer durch den Koppelzaum. Fast alle Kabel zerrissen. Weil mal eins unserer Pferde frei herumlief kam die Polizei. Wir wurden belehrt. Für die Kühe gibt es scheinbar Sonderregeln. Oder für deren Besitzerin.
Im letzten Post hatte ich geschrieben, dass wir jetzt in der Oeffentlichkeit Masken tragen müssen. Diese Anordnung wurde am nächsten Tag aufgehoben. Wahrscheinlich weil es gar keine Masken gab. Mittlerweile ist die Anordnung allerdings wieder erneuert worden: es wurden wohl genug Masken in Eigenregie genäht und verkauft. Und auch die Apotheken haben wieder welche.
Unser Tusselchen - ein ganz Lieber
Ostern haben auch wir zu Hause verbracht. Viel telefoniert, geskypt (schreibt man das so?) und was man sonst noch so macht per Internet. Also soziale Konktakte gepflegt. Was mir aufgefallen ist: wir "unterhalten" uns digital in diesen Zeiten viel mehr und öfter als früher. Also auch ein schöner Nebeneffekt.
Für Bulgarien wurde schon verkündet, dass die Einschränkungen bis zum 10. Mai andauern sollen. Sicher aus gutem Grund. Am 6. Mai wird das grösste Fest der Roma gefeiert. Grosse Treffen mit vielen Teilnehmern überall. Dieses Jahr muss das ausfallen.

Eigentlich wollten wir uns ja in wenigen Tagen nach Deutschland auf den Weg machen. Wollten. Aber auch damit müssen wir noch eine ganze Weile warten.
Aber wie schon geschrieben: wir haben Haus, Garten, Tiere und können immer raus.Und an Familie und Freunde senden wir halt Fotos.
Eine traurige Nachricht gibt es auch: Wir mussten uns leider von unserem Katerchen verabschieden. Elf Jahre lang hatten wir ihn. Er wird uns fehlen.

Donnerstag, 26. März 2020

Einkaufen in Corona-Zeiten

Für alle Fälle haben wir jetzt Masken
Heute mal wieder einkaufen - ganz im Zeichen der Corona-Krise. Zuerst bei unserem Freund Dimtscho Atemmasken geholt. Als wir ihn fragten ob er welche nähen kann sagte er uns, dass einige schon fertig sind. Es fehlt nur die Gummilitze um sie an den Ohren festzumachen. Da konnten wir helfen. Beim letzten Deutschlandbesuch hatten wir einige Meter gekauft. Also mit den Masken in der Tasche los nach Zarevo. In der derzeitigen Situation sind wir froh, dass wir Lidl so ganz in der Nähe haben. Alles Notwendige an einem Platz. Am Lidl-Eingang gab es die Einkaufswagen nur im Vorraum. Nach jedem Kunden werden die Griffstangen desinfiziert. Das machen die Security-Leute. Dazu muss man wissen, dass hier in Bulgarien in jedem grösseren Geschäft, jeder Bank, auch in der Post ständig Sicherheitsleute präsent sind. Und diese Sicherheitsleute sorgen im Moment auch für Hygienemassnahmen und dafür, dass nicht mehr als eine kleine Anzahl Kunden in den Markt kommt. Da wir zur Gruppe der älteren und somit besonders gefährdeten Leute gehören können wir morgens einkaufen. Die bulgarische Regierung hat im Rahmen der Sicherheitsmassnahmen festgelegt, dass in allen Lebensmittelgeschäften, Supermärkten, Apotheken in der Zeit von 8.30 bis 10.30 Uhr nur über 60jährige einkaufen dürfen. Die jüngeren erst danach. Also frisch desinfizierten Wagen gegriffen, Hände mit dem bereitgestellten Desinfektionsmittel behandelt und los. Es gab alles, auch Toilettenpapier. An den Kassen auch wieder Sicherheitsleute präsent, damit die Sicherheitsabstände gewahrt bleiben. Die KassiererInnen sind durch Glasscheiben geschützt. Alles bestens also. Traurige Botschaft: Unser Lieblingsgemüsehändler hat bis Ende März geschlossen. Wahrscheinlich bleiben die Kunden aus, da wird also gleich mal Urlaub gemacht.
Was man in Krisenzeiten sonst noch braucht
Die Zahlen der nachgewiesenen Coronainfektionen halten sich in Bulgarien bisher in engen Grenzen. Rund 260 Fälle sind derzeit bekannt, langsam ansteigend. Die Regierung gibt sich alle Mühe, ein schnelles Ausbreiten der Krankheit zu verhindern. Eine Massnahme ist auch, dass die grossen Städt abgesperrt sind. Es gibt Einfahrtkontrollen, durchgelassen wird nur, wer zur Arbeit, zum Arzt muss  oder andere unaufschiebbare Sachen zu erledigen hat.
Jetzt herrscht allerdings vielerorts zunehmende Verunsicherung. In nächster Zeit sollen viele Familien, vor allem Roma-Familien, aus den Ländern zurücckkommen, in denen sie in den letzten Monaten gearbeitet haben: Italien, Spanien, Grossbritannien, Griechenland, Deutschland. Also Länder mit deutlich höheren Fallzahlen. Und die Sorge wächst, dass nicht alle Rückkehrer sich an die Quarantänevorschriften halten werden.
In unserem Dorf sucht  die Bürgermeisterin per facebook und Aushang Freiwillige, die bereit sind bei Bedarf Bedürftige zu unterstützen. Das wird auch in anderen Gemeinden so gehandhabt, auch wenn es bisher nicht nötig ist. Alles in allem haben wir den Eindruck, dass Bulgarien bisher viel getan hat ein schnelles Ausbreiten der Viruserkrankung zu verhindern. Allerdings in einem extremen Mass auf Kosten der Bevölkerung. Alle Massnahmen sorgen dafür, dass es massenhaft Arbeitslose gibt und das Menschen, die ohnehin nur vom Frühling bis zum Sommerende im Tourismus Geld verdienen können, völlig ohne Einkünfte dastehen. Sozialhilfe, auf die jetzt viele angewiesen sind, reicht nicht annähernd zum Leben. Gaststätten und Hotels werden massenhaft pleite gehen. Die Fachverbände rechnen mit 50 Prozent. Hilfen sind kaum in Sicht. Bulgarien ist ein armes Land und die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen, dass auch diesmal die grossen Summen, die aus Brüssel kommen, in den Taschen weniger verschwinden.

Sonntag, 22. März 2020

Am Anfang war der März noch schön

Zum Wohl auf ein gutes Weinjahr
Er hat gut begonnen, der Monat März. so wie auch schon der Februar sich gezeigt hatte. Das Wetter mit Unterbrechungen frühlingshaft schön. Und Feste und Feiern am laufenden Band.
Da war im Februar erst mal der Trifonstag, Tag des Heiligen Trifon, der vor allem die Winzer beschützt. Gefeiert wird er laut neuem Kalender am 14. Februar. Es ist der Tag, an dem mit den unterschiedlichsten Ritualen die Weinstöcke gesegnet werden. Dazu treffen sich kommerzielle und private Winzer zu einem kleinen Fest. So auch in unserem Dorf. Die Männer trafen sich am Vormittag bei schönstem Sonnenschein auf der Strasse, jeder hatte etwas für einen kleinen Imbiss mitgebracht und natürlich den Wein vom Vorjahr. Jo hatte unseren selbstgemachten Schinken dabei. Wir Frauen trafen uns in Maras Laden und verkosteten dort Wein und hausgemachte Wurst und verschiedene Speck- und Schinkenspezialitäten.
Am 1. März dann war Baba Marta zur grossen Freude nicht nur der Kinder auch in unserem Dorf und verschenkte die traditionellen rot-weissen Bändchen. Am Abend wurde ein uralter Brauch zelebriert: Palikosh, brennender, mit Stroh gefüllter Korb. ein Ritual das es nicht nur in Bulgarien gibt: Stroh oder Strohpuppen werden verbrannt und auf dese Weise wird der Winter vertrieben.
Alles Gute zum 70. liebe Nina
Am 8. März dann kleine Frauentagsfeier im Varnata bei einem schönen Mittagessen mit traditioneller Volksmusik. Zum Tanzen ging es dann in die neue Pizzeria, wo die Romafrauen feierten. Dort wurde dann auch getanzt. Getanzt haben wenige Tage später auch die Frauen, die sich regelmässig in Maras Laden treffen: eine aus unserer Mitte feierte ihren 70. Geburtstag.
Und dann war plötzlich Schluss. Corona hatte uns eingeholt. Sicher war vorher schon viel von der Krankheit die Rede, einige wenige Erkrankungen waren auch in Bulgarien registriert. Schon sehr früh, viel früher als Deutschland, hat die bulgarische Regierung Kontrollen an den Grenzen und Veranstaltungsverbote verfügt. Es herrschen starke Beeschränkungen für den Aufenthalt im Freien, aber keine generelle Ausgangssperre.
Baba Marta war da
Mittlerweile sind die Grenzen noch viel schärfer überwacht, alle Shopping-Malls, Gaststätten, Diskos, Bars und viele andere mussten schliessen. In den Malls dürfen nur Lebensmittelläden, Apotheken, Drogerien öffnen. In den Gemeinden ist es vorgeschrieben, dass alle Neuankömmlinge sich bei der Verwaltung anmelden müssen. Die grossen Städte werden Fahrzeuge an Ein- und Ausfahrtstrassen kontrolliert, nur unbedingt notwendige Fahrten werden erlaubt. Und ausserdem: um die älteren Bürger besonders zu schützen dürfen von 8.30 bis 10.30 Uhr nur Leute über 60 Jahre einkaufen, alle anderen erst danach.

Toilettenpapier ist nicht ausverkauft, aber gehamstert wurde natürlich auch hier. Vor alle preiswertes Mehl und Oel waren schnell vergriffen. Massenhaft leere Regale wie in Deutschland sieht man hier allerdings nicht, dazu fehlt die Kaufkraft.
Zur Zeit werden in den Gemeinden Freiwillige gesucht, die bereit sind den Menschen zu helfen, die nicht mehr selbst ihren Lebensalltag bewältigen können. Ganz vornan steht natürlich erst mal die Hilfe beim Einkauf.
Wir sind von Anfang an nur noch zum Einkaufen gefahren und ansonsten zu Hause geblieben. Da haben wir Glück dass wir einen Garten haben und nicht mitten in einer Stadt leben. Ausserdem wollen die Hunde ihren Spaziergang haben und die Pferde müssen versorgt werden. Also normaler Alltag nur ohne Besuche bei oder von anderen Menschen.
Der Frühling ist trotzdem da und erfreut uns
Irgendwie fühlte man sich anfangs wie in einem Science-Fiction-Film und so gar nicht wie in der Realität. Aber dieses Gefühl ist mittlerweile verschwunden - es ist die Realität und sie wird noch eine Weile so weitergehen. Und wir lernen damit zu leben, zumindest eine ganze Weile.

Samstag, 8. Februar 2020

Nach der Erholung kam der Schock

Nach dem Essen erst mal das Kellergewölbe stützen
Fünf tolle Tage im Mineralbad von Stara Zagora. Stundenlang im warmen Poolwasser gelegen und ein wenig auch geschwommen. Aber 33 Grad Wassertemeratur laden nicht eben zu Höchstleistungen im Schwimmen ein. Dann lieber noch in die Sauna und schön ausruhen auf der Wärmebank. Anschliessend ein Spaziergang im Sonnenschein. Und am Abend dann ein schönes Essen in einer der Gaststätten im kleinen Kurort.Von denen gibt es einige, deren Besuch sich lohnt. Aber darüber habe ich vor einigen Jahren schon mal geschrieben.


So, eigentlich wollte ich den Text mit Fotos am Mittwoch noch vervollständigen. Doch dann holten uns die Ereignisse von Thüringen ein. Erst mal Erstaunen, dann Entsetzen. Fassungslos. So also geht Politik der sogenannten Mitte. Erst mal an die Macht, ganz gleich mit wem und durch wen. Hauptsache nicht mit den Linken, denn die sind die eigentliche Gefahr. Was stören da schon faschistische Ansichten. Ist ja nicht neu in Thüringen, waren ja schon mal die Ersten.
Gefreut haben wir uns dann über die vielen spontanen Aktionen und Wortmeldungen so vieler Menschen, die ihre Empörung öffentlich machten.
Anders als in Thüringen sind bei uns nur die Wolken dramatisch
Jetzt mal abwarten wie es weitergeht. Hoffentlich kommt die AfD nun nicht auf die Idee, beim nächsten Mal den Ramelow zu wählen. Aber damit würden sie sich ganz bestimmt bei ihren eigenenWählern nicht beliebt machen.
So, Text nun heute zum 3. Mal geschrieben. Mal sehen ob er endlich auch mal gespeichert und veröffentlicht wird. Oder hätte ich nichts gegen die AfD sagen dürfen? Mal drüber nachdenken.

Dienstag, 7. Januar 2020

Ins neue Jahr auch diesmal mit Schlägen

Und wieder ist ein Jahr vorbei und ein neues hat begonnen. Das alte hat ruhig geendet - Weihnachtsessen mit Freunden und ganzer Gans, Silvester ruhig zu Hause und nur Mitternacht Freunde im Dorf beim Feiern getroffen und mit ihnen angestoßen. Auf der Strasse übrigens, da war die Lautstärke der Musik auszuhalten und man konnte auch ein paar Worte reden.
Adventstreffen mit guten Freunden im Garten

Das vergangene Jahr hatte, wie sollte es anders sein, Höhen und Tiefen. Wir haben viel erlebt, tolle neue Leute kennengelernt, die hoffentlich Freunde werden.
Aber wir mussten uns auch von guten Freunden verabschieden - wir werden sie vermissen.
 Im neuen Jahr wurden wir ganz traditionell begrüßt - mit Schlägen. Kinder aus dem Dorf kamen am Neujahrstag vorbei, bewaffnet mit bunt geschmückten Zweigen, und schlugen den Hausherrn auf den Rücken und wünschten gleichzeitig Glück und Wohlergehen für das Haus und seine Bewohner.
Natürlich gab es kleine Geschenke für die Kinder.
Schläge und Segenssprüche
Einen anderen Brauch haben wir leider vermisst - die Koledari. Junge Männer die in der Weihnachtsnacht durch das Dorf ziehen und den weihnachtlichen Segen bringen.  Diese Tradition ist leider seit einigen Jahren eingeschlafen, seit die jungen Burschen Männer geworden sind und selbst Familie haben. Ist schade, aber dafür können wir jetzt in der Weihnachtsnacht früher schlafen gehen - wir waren immer so ziemlich die letzten im Dorf, bei denen die Koledari halt machten.
Gestartet ins neue Jahr sind wir nach einigen milden, fast frühlingshaften Tagen dann doch recht stürmisch. Deshalb haben wir auch den Jordanstag für uns ausfallen lassen - Bei Kälte und Sturm  am Hafenbecken, da mussten wir dieses Jahr nicht den Segen für die Gewässer nicht selbst miterleben.