Sonntag, 25. Dezember 2011

Weihnachten in Hissar

Tempel im Hügel Horizonz
Wir haben das Weihnachtsfest in Hissar, auch Hissarya geschrieben, verbracht. Eine Woche vor Weihnachten hier angekommen war es noch ziemlich mild, die Sonne schien. Also die Zeit nutzen und Sehenswertes in der Umgebung besuchen. Denn zu sehen gibt es hier wahrlich genug.

Sowohl in der Stadt aber auch in der Umgebung haben Thraker und Römer ihre Spuren hinterlassen.

In Hissar erhalten sind große Teile der römischen Festungsmauer aus dem 4. Jahrhundert. Sie zieht sich heute noch in einer Gesamtlänge von rund 2300 Meter um den einstigen Stadtkern. Innerhalb der Stadtmauern wurden die Grundmauern mehrerer Gebäude aus dieser Zeit freigelegt - Wohnhäuser, Verwaltungs- und Handelsgebäude, Kasernen, ein großer Badekomplex und ein kleines Amphitheater. Die Stadt hieß damals erst Augusta, dann Sebasto, und schließlich Dimocletianopolis, nach dem damaligen römischen Kaiser, der auch hier gekurt haben soll. Denn das heilkräftige Mineralwasser von Hissar war schon zu alten Zeiten weithin berühmt.  Der Name Hissar kommt aus der türkischen Zeit, er bedeutet Festung.
Klo, vermutlich von Ausgräbern
Mindestens ebenso viel wie in der Stadt gibt es aber auch im Umland zu sehen. Der Ort Starosel wurde im Jahr 2000 berühmt, weil dort ein großes thrakisches Kultzentrum freigelegt wurde. Es bestand aus dem Grab vermutlich des thrakischen Fürsten Sitalkes und etlicher weiterer Kuppelgräber. Im Sitalkes-Grab fanden die Archäologen zahlreiche Grabbeigaben und Kultgegenstände aus Gold, Silber und Bronze. Der Schatz ist heute im Nationalmuseum in Sofia zu sehen. Wir hatten unsere Erkundung allerdings zu früh abgebrochen und sind nur zu einem kleineren Grab mit Namen "Horizont" vorgedrungen.
Weihnachtlicher Blick vom Balkon unseres Hotels Augusta
Das hat allerdings die Besonderheit einer vorgebauten Säulenreihe. Die anderen 6 Gräber und Kultbauten einschließlich des fürstlichen Kuppelgrabes sind alle in der Umgebung zu finden. Für uns ein guter Grund, demnächst bei besserem Wetter noch mal wieder zu kommen und auf eine ausgedehnte Erkundung zu gehen. Mittlerweile hat es nämlich, rechtzeitig vor Weihnachten, geschneit. Ziemlich kalt ist es auch, und da verbringen wir unsere Zeit doch lieber im warmen Mineralwasser des Hotelpools. Denn was den alten Römern und Thrakern gut getan hat, das kann ja unseren alten Knochen nicht schaden. Denn auch heute noch ist Hissar ein beliebter Thermalbadeort. Vor allem Bulgaren kuren hier und machen Urlaub, die modernen Hotels mit  ihren Mineralwasserpools und den zahlreichen Spa- und Wellnessangeboten ziehen auch zunehmend Erholungsbedürftige aus dem Ausland an - Russen, Israelis, Griechen, vereinzelt auch Deutsche und Briten, wie man uns hier im Hotel erzählte. Das ist übrigens jetzt zu den Feiertagen absolut ausgebucht.
Heiligabend haben wir in einem kleinen Restaurant namens Cäsar verbracht - mit Wiener Schnitzel statt dem bei uns eher traditionellen Kartoffelsalat mit Würstchen. Aber Schnitzel ist für Bulgarien auch kein traditionelles Weihnachtsessen. Hier ist es Brauch, am Heiligabend, der auch hier so heißt, rein vegetarische Speisen zu sich zu nehmen. Denn dieser Tag ist der letzte der vorweihnachtlichen Fastenzeit, und da kommen nur fleischlose Gerichte auf den Tisch, und das in ungerader Anzahl, also 7 oder 9 oder auch 11. Der Weihnachtstag wird dann allerdings - verständlich nach langer Fastenzeit - mit viel Fleisch gefeiert. Wer mehr über die bulgarischen Weihnachtsbräuche wissen möchte, kann hier nachsehen:
http://bnr.bg/sites/de/Lifestyle/Volkskunst/Pages/241211_Heiligabend.aspx
Radio BNR ist auch für uns eine viel genutzte Informationsquelle.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Wir haben einen Vogel

Der Flügel ist verletzt
Auf den Hund sind wir nicht gekommen, wir haben einen Vogel. Das wird für viele, die uns kennen, nicht wirklich erstaunlich sein. Spätestens als wir vor einigen Jahren unsere Bulgarienpläne offenbarten haben sich das sicher ganz viele gesagt. Aber der, den wir jetzt haben, ist echt. Und ziemlich groß ist er auch. Vor zwei Tagen kam Denka zu uns. Jo kündigte sie an mit den Worten: Denka kommt mit einem Baby auf dem Arm. Zuerst dachten wir, sie will das neue Enkelkind vorstellen. Aber was da in ein großes Tuch gewickelt war, das war kein Kind. Das war ein Vogel, von dem wir erst mal nur den kräftigen Schnabel sahen. Aha, Raubvogel also.

Ein Mäusebussard, wie sich dann heraus stellte. Denka hatte ihn am Waldrand gefunden. Er konnte nicht fliegen und war ganz offensichtlich verletzt. Ein Flügel ist verletzt, war auch etwas blutig. Wir tippen auf eine Schussverletzung, denn derzeit sind mal wieder jede Menge Jäger hier in der Region unterwegs und die schießen auf alles was sich bewegt. Auch auf Möwen und auf Raubvögel. Nun wollte Denka das Tier nicht sich selbst überlassen und brachte es zu uns. Ein Anruf beim Tierarzt in Zarevo half uns nicht wirklich weiter: Was soll man da machen, bringt ihn in den Wald. So etwas behandelt hier keiner. Das wollten wir aber auch nicht. Tierauffangstationen gibt es hierzulande auch, aber die nächste ist 250 km entfernt. Also setzten wir ihn in unser Poolhäuschen, gaben ihm erst mal was zu fressen und durchsuchten das Internet nach hilfreichen Hinweisen. Ein Falkner, der auf der Ronneburg in Hessen nicht nur Greifvogelvorführungen macht sondern auch eine Hilfsstation betreibt, hat uns erfreulicherweise viele wichtige Tips gegeben. Und heute haben wir auch noch mit einem befreundeten Tierarzt gesprochen, der uns empfohlen hat, uns den Flügel gründlich anzusehen und, wenn etwas gebrochen ist, zu schienen. Einen Tierarzt, der sich mit Vögeln auskennt und vielleicht sogar ein Röntgengerät hat, kennt er hier in der Umgebung nicht.
Im Poolhaus untergebracht

Aber leider ist die verletzte Stelle so dicht an der Brust, dass eine Schiene nicht zu befestigen ist. Nun müssen wir einfach abwarten, was geschieht. Appetit jedenfalls hat er, bisher hat er alles aufgefuttert was wir ihm angeboten haben. Hoffen wir, dass es so bleibt. Und hoffen wir weiter, dass die verletzte Stelle am Flügel doch kein Bruch ist. Denn dann könnte er nie wieder fliegen.
Die Katzen übrigens sind auch schon interessiert. Unser Stummelchen stand schon vor dem Vogel, ihr kurzes Stummelschwänzchen dick aufgeplustert. Wahrscheinlich wollte sie dem Bussard zu verstehen geben dass er sich vorsehen soll, sie ist nämlich in Wirklichkeit ein Luchs.

Nachtrag: Wir haben den ussard nach Stara Zagora gebracht, dort befindet sich eine Auffangstation für Wildtiere in Not.

Montag, 12. Dezember 2011

Die Feste muss man feiern wie sie fallen

Und natürlich gibt es frisch gegrillten Fisch
Und in die letzte Zeit fielen mehrere Feste, vom Advent mal ganz abgesehen. Aber der spielt hier eigentlich keine Rolle.
Alle Fischer fahren an dem Tag hinaus zur Bootsweihe
Den Auftakt machte ein Benefizabend am 2. Dezember im "Deutsch-Bulgarischen Bildungszentrum" in Zarevo, von uns das Blaue Wunder genannt Im vergangenen Jahr haben wir über die Schule schon geschrieben. Und nun also eine Einladung zu diesem Abend, dessen Erlös einer Bildungseinrichtung für taubstumme Kinder und Jugendliche in Burgas zugute kommen soll. Angekündigt wurde uns, dass es ein Konzert der taubstummen Jugendlichen geben würde . Wir dachten, wir hätten mangels ausreichender Sprachkenntnisse wieder mal alles falsch verstanden - Gesangsdarbietungen Taubstummer. Aber es war kein Irrtum und ein großes Vergnügen. Die Lösung hieß Karaoke und wir hatten viel Freude an den Darbietungen. Mehr als 2000 Leva, also rund 1000 Euro wurden an dem Abend eingenommen und an die Schule übergeben. Die Idee, einen solchen Benefizabend zu veranstalten, hat uns sehr beeindruckt, ist doch die Schule in Zarevo selbst in der schwierigen Situation, kaum noch Geld für die eigene Arbeit zu haben. Die neue Direktorin hatte uns in einem Gespräch um Ideen gebeten, wie man vielleicht gemeinsam mit deutschen Bildungseinrichtungen, Vereinen, Verbänden gemeinsame Projekte initiieren könnte. Wir sind noch am Überlegen, haben aber auch schon ein paar Vorstellungen, was für die Schule nötig ist um sich zu profilieren. Das muss freilich erst mal hierzulande mit den zuständigen Ministerien seinen Anfang nehmen.
Das nächste Fest hatten  wir am 4. Dezember, am Barbaratag. Am Tag der Heiligen Barbara begannen einst die Winterfeste in Bulgarien und vom Strandsha-Gebirge, das sozusagen gleich hinter unserem Dorf beginnt, ist der Spuch überliefert: Barbara kocht, Sawa (ihr Tag ist der 5. Dezember)  knetet, Nikolaus schenkt aus. Der Barbaratag ist für unser Dorf besonders wichtig, ist doch die heilige Barbara - Sveta Varvara - die Schutzheilige des Dorfes. Deshalb gab es am Vormittag einen gut besuchten Gottesdienst in unserer kleinen Kirche und anschließend hatte die neue Bürgermeisterin eingeladen zu einer kleinen Feier in Dimos Hotel. Das ist immer eine gute Gelegenheit vor allem für die Frauen des Dorfes, mal in einer größeren Gemeinschaft zusammen zu sitzen und bei gemeinsamem Essen und Trinken (einen Teil finanzierte die Gemeinde) ausgiebig zu schwatzen. Allerdings merkt man schon, dass die Stimmung dank der anhaltenden Krise im Land bei vielen Leuten derzeit nicht die beste ist. Wurde früher jede derartige Feier auch zum gemeinsamen Tanzen genutzt, blieb es diesmal trotz geeigneter Musik bei Gesprächen.
Und am 6. Dezember das nächste große Ereignis - Nikolaustag. Da werden keine Schuhe und Stiefel mit Süßigkeiten gefüllt, einen solchen Brauch gibt es hier nicht. Der Tag des heiligen Nikolaus ist ein Festtag für die Fischer -  Nikolaus ist ihr Schutzpatron.
Vom Nachbarboot aus spricht der Pope den Segen
Traditionell wird an diesem Tag in allen Familien Fisch gegessen. Die Fischer in unserem kleinen Hafen trafen sich in diesem Jahr am Vormittag und warteten bei einem kleinen Umtrunk und frisch gegrilltem Fisch auf den Popen.
Mit ihm fuhren sie in ihren Booten ein kleines Stück hinaus und er sprach seinen Segen über das Meer und über die Schiffe und für alle, die aufs Meer hinausfahren.
Das letzte Fest hatten wir gestern, Ilijas 49. Geburtstag. Es war nur eine ganz kleine Feier, hatte er doch erst vor wenigen Tagen erfahren dass er ab Januar wieder arbeitslos ist. Eineinhalb Jahre lang hat er in der Gemeinde gearbeitet, so eine Art ABM. Aber sein Vertrag wurde nicht verlängert. Mehr dazu will ich hier nicht sagen um nicht Gefahr zu laufen, wegen Lügen und sonstiger falscher Darstellungen des Landes verwiesen zu werden, wie es ein Kommentator zu einem der letzten Blogs androhte.
Und hier noch etwas Werbung für Bulgarien und seine kulinarischen Genüsse: Befreien Sie den Geschmack heißt eine Kampagne, die die bulgarische Küche und bulgarische Produkte bekannt machen will. Hier kann man was dazu lesen: http://bnr.bg/sites/de/Lifestyle/BGEU/Pages/281111_ljuteniza.aspx

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Exotische Früchtchen in unserem Garten

Herbstzeit ist Erntezeit, auch bei uns. Da Abreise nach Deutschland bevorsteht, hier noch schnell ein Erntefoto von Früchten aus unserem Garten und vom Straßenrand.
Alle hier gewachsen und selbst geerntet
Grantäpfel gibt es dieses Jahr viele und schöne von unserem kleinen Bäumchen. Die Afrikanische Stachelgurke links sieht schön aus, soll auch essbar sein, hat uns aber nicht geschmeckt. Viele Kerne von geleeartiger Fruchmasse umgeben, nur wenig Geschmack. Aber interessanter Anblick auch am Gartenzaun. Die tennisballähnliche Frucht vorn rechts ist eine Verwandte der Maulbeere, nur eben deutlich größer. Gefunden haben wir die Früchte in der Nähe von Burgas. Es handelt sich um eine Maclura pomifera, auch Milchorangenbaum genannt. Die Sträucher oder Bäume stammen aus Amerika, das Holz soll sehr haltbar sein und einem Indianerstamm zur Herstellung von Bögen gedient haben. Die Früchte sind nicht essbar, riechen aber leicht nach Zitrusfrüchten für die wir sie anfangs auch hielten. So, wieder was gelernt. Wir. Ihr hoffentlich auch.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Der Herbst hat uns im Griff

Der Herbst ist da. Nicht mir Sonnenschein und bunten Blättern.

Nein, mit Regen und Sturm. Was heißt Regen. Seit einer reichlichen Wochen regnet, besser gießt es immer aufs neue wie aus Kannen. Unser Regenmesser war zweimal bis zum Überlaufen voll - einmal voll sollen 100 Liter pro Quadratmeter sein. Also mehr als 200 Liter pro Quadratmeter hat es in dieser Woche geregnet, und unser Garten sieht auch so aus. Sumpf und sogar schon offene Wasserflächen wo kürzlich noch vertrockneter Rasen war.
Bei den Wellen bleiben die Boote an Land
 Wir sind nicht allein betroffen. In Bugarien wurden in den vergangenen Tagen in vielen Regionen Hochwasserwanrstufen herausgegeben. Geschneit hat es auch schon, auch bei uns heute morgen. Zum Glück noch mehr Regen als Schnee und somit auch keine weiße Pracht. Der Sturm hat uns hohe Wellen beschert und den Fischern zusätzliche Arbeit - Boote und Fischereiausrüstungen mussten an Land gebracht werden, mit dem Fischfang ist es erst mal vorbei. Schön für die Fische... Doch spätestens Donnerstag soll es wärmer werden und auch die Sonne zurückkehren.
Jo gibt die Hoffnung nicht auf, dass dann auch endlich Pilze wachsen. Und Zeit für mich für einen Reit-lern-Urlaub.
Und jetzt noch ein Dankeschön an die leider unbekannte Kathrin für einen tollen Tip: Habe das neu gekaufte Mehl gleich ins Tiefkühlfach gepackt.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Wahlkampf in Bulgarien

Alle, alle sind sie weggezogen: Die Störche sind lange weg, die Bienenfresser haben sich nach Süden verabschiedet und auch die Schwalben sind so ziemlich lange weg. Aber manche sind auch gekommen - Ratten in unser Haus. Unterm Dach haben sie sich, dem Getrappel nach zu urteilen, wohnlich eingerichtet. Dem Getrappel lauschen unsere  Katzen sehr interessiert, aber sie können leider nicht hin. Deshalb also wieder Fallen aufstellen. Und sie gehen auch wirklich rein, zwei haben wir schon erlegt.

Aber hier im Lande gibt es noch weitere unangenehme Mitbewohner. Und die machen mit lautstarken Aktionen zur Zeit mobil gegen die Zigeuner. Auslöser war ein tödlicher Unfall. In einem Dorf wurde ein junger Bulgare von Zigeunern überfahren. Sie sollen ihn absichtlich überfahren haben, so hört man. Das Dorf wird beherrscht von einem millionenschweren Mafiaboss der Zigeuner. Zar Kiro lässt er sich nennen, sein Geld soll er mit dem Verkauf von schwarz gebranntem Schnaps und mit Mädchenhandel verdienen. Aufgeputschte Jugendliche haben nach dem tödlichen Unfall einige seiner Häuser angezündet. Zar Kiro wurde verhaftet, weil er den Anführern der Täter mit dem Tod gedroht haben soll. Vor allem am vergangenen Wochenende gab es in mehreren Städten, vor allem aber in Sofia, lautstarke Demonstrationen. Rechtsradikale, rassistische Aktionen, allen voran die radikale Partei Attaka. Deren Führer hat die Todesstrafe für Leute wie Zar Kiro gefordert. Wir haben hier noch nicht erlebt, dass er solche Forderungen gegen bulgarische Mafiabosse erhoben hätte, die auch nicht zimperlich sind wenn ihnen Leute im Weg sind. Aber es ist ja Wahlkampf. Im Oktober werden Bürgermeister gewählt und auch die Präsidentenwahl steht an. Da sind viele Stimmen zu holen mit Aktionen gegen Minderheiten wie die Roma. Sie sind nicht eben angesehen hier im Lande: Faul, ungebildet, kriminell und Schmarotzer, so die Vorwürfe. Nicht unberechtigt manches: Vor allem in den größeren Städten, in denen ein Großteil der Roma in Slums lebt, ist die Kriminalität hoch. Sie bezahlen weder Strom noch Wasser, so die Vorwürfe, und der Staat tut nichts dagegen. Über die Ursachen und Möglichkeiten für Veränderungen will jedoch keiner wirklich diskutieren. Integration ist ein langer Prozess. Und wie eine große Volksgruppe integrieren wenn das Land weder Geld noch Arbeitsplätze hat. Aber: Zur Zeit ist Wahlkampf. Und da wird natürlich lautstark diskutiert - über Veränderungen, über Toleranz, über Programme zur Integration. Mal sehen was wirklich passiert wenn der Wahlkampf vorbei ist.
Wir haben übrigens Glück in unserem Dorf. Die Roma, die hier leben, sind weitgehend integriert. Wenn sie Arbeit bekommen, dann arbeiten sie - fleißig und diszipliniert. Sie haben sich kleine Häuser gebaut, schicken ihre Kinder zur Schule, einige auch aufs Gymnasium. Einige wenige von hier studieren sogar. Aber schwer ist das für sie schon, in einem Land, in dem Arbeitsplätze rar sind.
An dieser Stelle ein kleines Dankeschön für zwei Kommentare von "Anonymus". Ich freue mich über jede Reaktion auf meine Seiten. Da ich direkt nicht antworten kann, die Antwort auf diesem Weg. Wenn es so erscheint dass in diesem Blog vor allem das Leben der hier lebenden Roma gezeigt wird dann muss ich mal drüber nachdenken wie ich das ändern kann. Dass bei den Ringern beim Dorffest und auch auf anderen Fotos vor allem Roma-Kinder zu sehen sind hat einen guten Grund: Die im Dorf lebenden Bulgaren sind meist schon älter und haben, bis auf eine Ausnahme, keine Kinder im Schüleralter. Und der (bulgarische) Sohn von Mitko hat fleißig mitgekämpft. Außerdem bringen die nicht die Eltern oder Angehörigen ihren Kindern das Ringen bei, es gibt in den Schulen Sportvereine, in denen die Jungen Ringen lernen. Aber auf den anderen Fotos vom Dorf, vor allem am Paraklis, sind durchaus auch Bulgaren und nicht nur Roma zu sehen. Man kann die Fotos vergrößern, dann sieht man das besser. Wir schreiben über das Leben hier im Dorf wie wir es erleben. Wir würden auch gern über Feste, Feiern, Traditionen in anderen bulgarischen Dörfern berichten, aber leider erfahren wir von diesen Festen erst etwas im Internet, wenn sie schon vorüber sind. Sie können uns aber gern mitteilen wenn in Ihrem Dorf etwas interessantes stattfindet - wir werden gern kommen.

Sonntag, 25. September 2011

Taufe und unverhoffter Besuch

Die Taufgesellschaft mit dem Popen aus Ahtopol
Zwei tolle Erlebnisse am Wochenende. Unerwarteter Besuch und eine Taufe. Der Besuch kam aus Deutschland, wir hatten das Görlitzer Ehepaar bei unserer Rhodopentour in Shiroka Laka kurz kennen gelernt. Dann noch eine Mail ausgetauscht - und am Sonntag standen sie vor der Tür. Eine freudige Überraschung, auch wenn der Besuch fast schiefgegangen wäre, weil unsere Klingel nicht funktionierte. Eine besonders schöne Idee war ihr Mitbringsel: In unserem Blog hatten sie von meinem nicht ganz geglückten Versuch gelesen, aus selbst angesetztem Sauerteig Brot zu backen. Also hatten sie einen eigenen Sauerteigansatz mitgebracht. Als ich heute früh den Brotansatz herstellen wollte eine schreckliche Entdeckung - sämtliches Roggenmehl hatte eigene Füße und raste durch die Tüten. Offenbar hatten wir mit einer der Tüten irgendwelche Tierchen, vermutlich Milben eingeschleppt und die hatten sich eifrig vermehrt. Also entsorgen und putzen statt Brot backen. Zum Glück war das Mehl in einem dicht schließenden Behälter, so war der weiteren Ausbreitung in sonstige Mehlsorten  ein Deckel übergestülpt. Nun müssen wir morgen erst mal sehen ob wir hier irgendwo Roggenmehl (ohne Tiere) bekommen.


Täufling mit Oma Denka
Außer Besuch gab es aber noch ein weiteres schönes Ereignis im ansonsten schon verschlafenen Dorf. Ivaila, Enkeltochter von Denka und Ilija, wurde getauft. Ein solches Ereignis erlebten wir in unserer kleinen Dorfkirche zum ersten Mal mit. Der Pope aus Ahtopol war angereist, um die Zeremonie vorzunehmen. Eine wahrlich schöne Zeremonie mit dem in der orthodoxen Kirche traditionellen Sprechgesang. Für die Taufe selbst stand ein schönes kupfernes Taufbecken bereit, in das der Pope geweihtes, aber nicht ganz kaltes Wasser geschüttet hatte. Denn in der orthodoxen Kirche wird den Täuflingen das Wasser nicht über den Kopf gegossen, sie werden möglichst ganz im Taufbecken versenkt. Was die Kinder meist nicht wirklich toll finden.
Aber Ivaila hatte den Schreck schnell überwunden, am Ende der Zeremonie gab es geweihtes Brot mit Honig, damit das ganze Leben so süß wie dieses Brot sei. Und wie alle an der Taufe Teilnehmenden bekam auch der Täufling ein Stück davon, was sie gleich wieder strahlen ließ.
Gefeiert wurde dann am Abend - wie immer mit Mese, der Vorspeise, die meist aus einem Salat und aufgeschnittener Wurst besteht, zu der jede Menge Rakia getrunken wird. Selbstgebrannter, versteht sich, Dantscho, der Vater des getauften Kindes, hat in diesem Jahr Rakia aus Maulbeeren brennen lassen. Es war ein guter Brand, keine Kopfschmerzen nach durchfeierter Nacht. Viele Geschenke gab es natürlich auch.

Samstag, 17. September 2011

Von Weinlese, Feigenernte und Lieblingsspeise

Die Temperaturen immer noch hochsommerlich warm und tagsüber nur am Meer oder im Schatten zu ertragen. Aber manche Arbeiten lassen sich nicht aufschieben.


Traubenernte und Verarbeitung
Wein ernten in der Frühstückslaube zum Beispiel. Denn der war vor einigen Tagen so reif, dass uns unablässig die roten Beeren aufs Haupt und die Kleider fielen und haltbare Flecke hinterließen. Ernten also. Und auch gleich zerkleinern und ins Fass befördern, denn aus den dunklen Früchten soll ein ebenso dunkler Wein werden. Nach Hefe- und Zuckerzusatz gärt er jetzt im Keller heftig vor sich hin. Und ein zweites kleineres Fass wurde dazugestellt. Es füllt sich nach und nach mit den täglich aufs neue reifenden Feigen. Der Baum ist mittlerweile riesig, die Zweige hängen voller Früchte. Alle blauen müssen ab und kommen ins Fass - aus ihnen soll später Feigenschnaps gebrannt werden. Schon jetzt ist abzusehen, dass ein Fass die Menge an Früchten nicht fassen kann, also steht schon ein zweites bereit.
Derartige Gärprozesse laufen derzeit im ganzen Dorf ab. Im Schatten unter unserem Maulbeerbaum hat Ilijas Sohn Dantscho ein großes Fass aufgestellt. Das füllt er nach und nach ebenfalls mit Trauben, die er in den verlassenen Nachbargärten "findet".  Rakia soll draus werden.
Gross und reif und lecker - unsere Feigen
Die Trauben und Feigen in unserem Garten sollen jedoch nicht ausschließlich vergoren werden. Ein Teil davon wandert als Konfitüre in immer neuen Varianten ins Glas. Und seit dem vergangenen Jahr haben wir auch ein neues Spätsommer-Lieblingsgericht: Richtig reife Feigen frisch vom Baum werden kreuzförmit eingeschnitten, in die Mitte kommt ein Würfel Schaf- oder Ziegenkäse, darüber etwas Honig, jede Feige bekommt einen Mantel aus einer dünnen Schinkenscheibe, Butterflöckchen und Walnussstücke darüber, alles 20 Minuten in den Ofen und fertig ist eine leckere Vorspeise.

Dienstag, 13. September 2011

Mit drei tollen Tagen Urlaubssaison beendet

Drei tolle Tage liegen hinter uns - Dorffest, hierzulande Panair genannt, alljährlicher Höhepunkt im Dorfleben. Begonnen hat alles am vergangenen Freitag mit Bühnenaufbau, Technik installieren und auch gleich bei voller Lautstärke austesten. Bis Samstag früh schallte Musik durchs Dorf.

Der Pope segnet das Fest und die Festsuppe, den Kurban
Für uns begann das Fest am Samstag mittag mit dem traditionellen Kurban am kleinen Paraklis im Wald dicht beim Dorf. An einem verwunschenen Platz unter alten Buchen und Eichen an einem kleinen Bach hat sich das Kirchlein versteckt. Hierher sind die Gläubigen (und auch die Ungläubigen) zum Dorffest eingeladen, gemeinsam Andacht zu halten und ein geopfertes Schaf zu verspeisen. Die Speise und auch die Gläubigen erhalten aber erst mal den Segen des Popen. Der kommt aus dem benachbarten Ahtopol und begleitet alle religiösen Zeremonien in Varvara. Nach dem Segen wird gemeinsam gegessen, getrunken, geredet. Viele Dorfbewohner nehmen auch etwas von der Lammsuppe und vor allem auch das heilige Wasser aus der Quelle unter dem Paraklis, das an diesem Tag natürlich auch den Segen des Popen erhielt, mit nach Hause.
Grosse und kleine Musiker sorgen für Stimmung
Das eigentlich Fest gibt es natürlich im Dorf. Einige Verkaufsstände sind aufgebaut mit Alltagsbekleidung, vor allem aber werden Spielzeug und Süßigkeiten angeboten. Für das leibliche Wohl sorgen Dorfbewohner. Einige von ihnen haben einen Grill aufgebaut und Getränkekühlschränke. Verkauft werden vor allem die ebenso traditionellen wie wohlschmeckenden Kebabci, würzige Hackfleischröllchen. An anderen Ständen gibt es Grillsteaks oder auch gegrillten Fisch. Und natürlich gibt es bei einem zünftigen Fest auch Bier, Wein und Rakia.
Am Abend dann Livemusik mit einer Band aus der Region, die vor allem die hierzulande sehr beliebte Folklore spielen. Dazu tanzen Jung und Alt ohne Unterlass Hora. Der Bürgermeister hält eine kleine Rede und bedankt sich bei allen Sponsoren, auch wir werden namentlich genannt, ohne die ein solches Fest nicht möglich wäre. Der Landrat aus dem benachbarten Zarewo hält eine diesmal nicht sonderlich kämpferische Rede, in der er auf die bevorstehenden Wahlen hinweist. Hoffentlich wird er nicht wieder gewählt. Obwohl nicht sicher ist, ob sein Nachfolger nicht auch korrupt ist.
Im Topf die Lammsuppe

Nach zwei Stunden haben wir genug von Folklore und dichtem Gedränge und machen uns auf den Heimweg. Auch hier kommen wir noch die ganze Nacht in den Genuss der Musik, so groß ist das Dorf schließlich nicht als dass man es nicht auch mit einer kleinen Anlage komplett beschallen kann. Die Musik währt bis zum nächsten Morgen, in der zweiten Nachthälfte allerdings etwas weniger laut und in großen Teilen handgemacht von den Einheimischen auf Trommel, Klarinette, Akkordeon.Am Sonntag vormittag dann der sportliche Höhepunkt des Dorffestes: ein Ringkampf, in dem die Kinder und Jugendlichen aus dem Dorf antreten gegen die Kämpfer aus den Nachbarorten.  Ringkämpfe sind bulgarische Tradition, so etwas ist einfach ein Muss bei solch einem Fest. Das Besondere daran: Die Kämpfer werden umrundet von Musikern, meist mit Trommel und Gajka, dem bulgarischen Dudelsack. Und auch wenn die kleinen Kerlchen wenig Erfahrung in solchen Kämpfen haben - was ein richtiger Kerl werden will der versucht es wenigstens. Die Sieger allerdings kamen aus der Kreisstadt, dort ist auch ein Trainingszentrum. Und unser Ilija hat nach dem Kampf beschlossen, seinen Enkelsohn auch dort anzumelden. Vielleicht wird ja noch ein großer Kämpfer aus dem Kleinen.
Rindkämpfe mit musikalischer Begleitung
Nachdem nur noch der ganz harte Kern am Sonntag nachmittag weiterfeierte deutete sich im Dorf schon an: Die Urlaubssaison 2011 ist beendet. Die letzten Autos wurden beladen, von Verwandten und Bekannten Abschied genommen. Am Abend war Stille in unserem kleinen Varvara eingezogen und am Montag hatten wir einen wilden Strand dicht beim Dorf ganz für uns allein. Gelegenheit auch für die übrig gebliebenen Fische, Garnelen und sonstigen Meeresbewohner, sich ganz entspannt und ohne Angst vor Harpunen, Angeln und Netzen wieder in ihren Gewässern bewegen zu können.

Freitag, 9. September 2011

Das Dorffest kann kommen

Auf dem Dorfplatz wurden heute wieder die großen Beschallungsanlagen aufgestellt und ersten lautstarken Tests unterzogen. Bereits gestern war der Bürgermeister bei uns und auch wir haben natürlich unseren Obolus beigetragen. Meine Magen-Darm-Grippe ist weitgehend überstanden. Jo hat einen Pferdestall gebaut - ein Ställchen, es ist fast fertig. Zur Zeit ziehen dicke, fette Regenwolken am Horizont entlang. Leider völlig nutzlos für uns, es regnet wieder nur hinter den Bergen, bei den... weiß ich wem. Jo ist froh drüber, da bleibt das Holzdach überm Stall trocken. Meine Pflanzen und ich sind nicht froh drüber, muss wieder jede Menge gegossen werden. Aber morgen und am Sonntag wird nicht gearbeitet. Denn morgen ist Dorffest - Panair, wie es hier genannt wird. Mit Kurban am Mittag und viel Musik und Tanz, Essen und Trinken  am Abend. Wir fühlen uns gut drauf eingestellt, das Dorffest kann kommen.

Montag, 5. September 2011

Jetzt ist mal wieder Arbeiten angesagt - bei jedem Wetter

Alle Freunde abgereist und zu Hause, wie Mails und manchmal sogar Zeitungausschnitte bezeugten, längst wieder an der Arbeit. Bei wechselnden Temperaturen, wie wir dem Wetterbericht entnehmen. Der hiesige Wetterbericht sagt immer das gleiche: Anhaltend hohe Temperaturen bis 28/29 Grad, manchmal einige Wolken und etwas Wind, kein Regen. Trotzdem ist auch bei uns Arbeiten angesagt - den Temperaturen entsprechend in gemäßigtem Tempo.
Gartenarbeit mit Denka und Ilija


Das Grundstück wird betoniert, zumindest teilweise: Stellplätze für Autos und Wohnmobil müssen endlich mal her, damit der Fuhrpark auf der Straße ein Ende hat. Avtokeshta Joachim heißt es hier. Zu deutsch: Autohaus Joachim. Jetzt wird es ein Autogarten. Außerdem entsteht ein kleiner überdachter Stellplatz für die Pferde, falls es irgendwann man wieder Winter wird und die Tiere in gelegentlichem Schnee und Schneematsch da draußen auf den Wiesen nichts zu fressen finden. Da kommen sie dann halt ein paar Tage "auf den Hof", wie man in deutschen Dörfern sagen würde.  Und dann pflastern wir auch noch unseren Garten.
Evlin beim Plattenlegen
Das hatten wir so nicht gedacht, eigentlich sollte hier alles grün bleiben. Aber wie schon im letzten Blog: grün ist nur mit großen Wassereinsatz zu gewährleisten. Aber es gibt auch bulgarisch grünen Rasen, widersprachen energisch Maria und Hans nach den vorangegangenen Aussagen. Da haben sie Recht, wie ihr Garten beweist. Dank raffinierter Bewässerungstechnik wächst und blüht dort alles in beneidenswerter Schönheit. Alles außer Unkraut. Dagegen kämpft Maria energisch an.
Aber bei uns wird jetzt gepflastert. Nicht wegen des trockenen Rasens, sondern wegen der Sumpffläche, in die sich Teile des Gartens nach starken Regenfällen (falls es die jemals wieder gibt) oder bei Tauwetter verwandeln. Eine davon ist direkt vor dem Hauseingang und der Weg zum Komposthaufen artet in Herbst, Winter, Frühling gelegentlich zur Schlammschlacht aus. Also doch lieber pflastern.
Die Kinder sind bei jedem Fest dabei
Ich habe da übrigens mal ein paar wahrlich beeindruckende Beiträge in einem Gartenforum gelesen (kein Witz, ernsthafte Anfrage): Eine Gartenbesitzerin fragt an, was sie gegen die Grillen in ihrem Garten tun könne. Die ganze Nacht zirpen sie und zirpen, und sie könne nicht schlafen. Antwort eines Gartenfreundes: Alles betonieren, grün anstreichen und gut ist.
Aber so weit lassen wir es nicht kommen, wir genießen das Zirpen der Grillen, das uns die ganze Nacht begleitet.
Wenn wir nicht gerade feiern wie an den vergangenen Wochenende. Einmal waren wir zu einem Kurban eingeladen bei Roma-Familien, alles Verwandte von Denka. Es hatte in ihrer Familie mehrere schwere Erkrankungen und Operationen gegeben. Und hierzulande ist es Brauch, dass nach solch einschneidenden Erlebnissen ein Kurban gefeiert wird: Ein Schaf wird geschlachtet, in einem großen Kessel gekocht und gemeinsam mit Verwandten und Freunden gegessen - damit die Gesundheit erhalten bleibe.
Ein Fest gab es auch bei Denka und Ilija: Sie haben mit einem Schaf-Essen die Einweihung ihres neuen Hausanbaus gefeiert. Im alten Hausteil haben sich ihre Kinder etabliert. Das halbe Dorf hat sich an einer langen Tafel auf der Straße vor dem Haus versammelt, es gab ausreichend zu essen und zu trinken für alle, und natürlich Musik in voller Lautstärke. Und dazu wurde getanzt, gleich auf der Straße. Und das alles ohne Antrag und ohne Genehmigung für ein  Straßenfest. Dafür aber mit viel guter Laune. Leider keinen Fotoapparat mitgehabt, deshalb ohne Bild.

Freitag, 26. August 2011

Ist der Sommer schon vorbei?

Als wir vor einigen Tagen in Burgas waren, sahen wir die ersten großen Storchenschwärme, die sich in den Himmel schraubten und dann Richtung Süden davonflogen.

Kaum zu glauben wie die Zeit vergeht - der Herbst ist nah. Auch die Schwalben trainieren schon längst den großen Flug. Jeden Morgen kreisen sämtliche Schwalbenfamilien von Varvara über dem Dorf. Und die Familien sind groß und zahlreich, es sind mehrere hundert Tiere, die hier den Gruppenflug proben.

Am Wetter ist vom kommenden Herbst freilich noch nichts zu merken - jeden Tag Temperaturen um die 30 Grad, Regen nicht in Sicht. Also immer fleißig gießen. Auch wenn hier die Wasserpreise ziemlich niedrig sind ist zu überlegen, was wirklich wachsen muss. Die Tomaten und die Blumen - ganz klar. Aber englischer Rasen muss wahrlich nicht sein. Der sieht schon ziemlich braun aus. Aber englisch war der ohnehin nie, eben bulgarisch.


Aber die Sonne sorgt auch für viele Überraschungen. Ein Kaktus, der schon rund 15 Jahre in unserem Besitz ist, findet die pralle Sonne toll. Er hat erstmals Blüten angesetzt. Andere Kakteen erleben schon den zweiten (Blüh)Frühling. Und das mit einer spektakulären Blütenfülle.

Mittwoch, 24. August 2011

Wenn einer eine Reise tut....

Ausflug in den Blauen Bergen
Ja wir haben viel erlebt. Denn für uns war diesen Sommer  dank Gästen aus Deutschland eben auch Reisezeit. Mit Bernd und Anni hatten wir eine Viertagestour durch die Rhodopen geplant und auch verwirklicht.

Los ging es in Sliven. Das gehört zwar nicht zu den Rhodopen, war aber wichtig. Die Geraer Anni und Bernd waren dort, um den Kontakt mit Geras Partnerstadt lebendig zu halten. Und um mit Georgi Kalaidshiev die Reise der kleinen Musiker vom Projekt "Musik statt Straße" nach Gießen und Gera abzustimmen. Und da haben wir gleich alle gemeinsam einen Ausflug in die Blauen Berge - Sinije Kamenij - unternommen. Der Bequemlichkeit halber ging es mit der Seilbahn noch oben auf die Gipfel, die gleich hinter der Stadt aufragen. Die Wanderung samt Picknick waren beeindruckend.
Rotes  Waldvöglein
Trotz der Nähe zur Stadt und etlicher Hinterlassenschaften von Picknickern und sonstigen in der Natur feiernden Menschen findet sich inmitten der Berge eine vielfältige Natur mit bemerkenswerten Pflanzen. Allein vier (oder nur drei? ich bestimme noch) Orchideenarten haben wir gesehen.Zurück in der Stadt war es weniger beeindruckend. Schmutz, Dauerstraßenbaustellen, eine gewaltige Anzahl großer Wohnblocks, die von Sanierung kaum etwas erfahren haben. Aber ebenfalls eine vielfältige Kulturlandschaft mit einem wunderbaren Schatz im historischen Museum und eine beeindruckende Ikonensammlung im Kunstmuseum der Stadt. Und eine große Markthalle mit einem umwerfenden Angebot an Obst und Gemüse samt vieler Wohlgerüche von Früchten und Kräutern.
Georgi hatte uns für die Übernachtung sein Gartenhaus überlassen, von dem aus wir am Abend beim Blick über die Stadt die Ruhe genießen konnten.
Kohlröschen?

Am nächsten Morgen dann ging es weiter Richtung Plovdiv. Gegen Mittag waren wir dort. Doch davon in den nächsten Tagen mehr.


Freitag, 12. August 2011

Endlich Regen

Carola und Sigi haben ihn gestern wohl aus Deutschland mitgebracht. Jede Menge starken Wind auch gleich. Also für die Besucher erst mal kein Strandwetter.
Kleiner Wasserfall


Statt dessen Bummel durch das benachbarte Achtopol mit Besichtigung eines privaten Ankermuseums. Dort sind jede Menge alte Anker und sonstige altertümliche Fundstücke, die Achtopoler Fischer im Laufe vieler Jahre aus dem Meer geborgen haben, ausgestellt. Ergänzt wird das ganze durch Jahrhunderte alte Karten der Schwarzmeerregion, historische Fotos der Stadt und ihrer Bewohner und viele Geschichtsinformationen. Mit viel Liebe, sachkundiger Beratung und Kenntnis der mehr als 2000 Jahre alten Geschichte der Stadt gestaltet. Sehr sehenswert das ganze.
Heute scheint zwar wieder die Sonne, aber der Wind ist geblieben. Da liegt es sich nicht gut am Strand. Also Strandwanderung entlang der Steilküste geplant.
Aber unsere vielen Gartenpflanzen freuen sich über das viele Wasser, das da vom Himmel kam. Die Pferde auch, werden doch nun die trockenen braunen Grasflächen allmählich wieder grün und es gibt genug zu fressen.
Glaubt man den Internet-Wettervorhersagen, dann soll es aber in den nächsten Tagen wieder sehr sonnig und sehr warm werden. Da hoffen wir mal, das Wetter hat Zugang zum Internet.

Mittwoch, 3. August 2011

Theater, Theater...

Thaterabend unterm Eichenbaum
... gibt es gelegentlich auch in Varvara. Etwas besonderes hatte sich eine bunt zusammengewürfelte Schar von Künstlern ausgedacht, die derzeit ihren Urlaub in Varvara verbringen. Warum nicht einmal Straßentheater, das von den Einheimischen selbst gestaltet wird? Einwohner von Varvara und Urlauber waren also aufgefordert, über das Leben in Varvara und ihre Geschichte, die sie Und diese Geschichte wurde in Bilder umgesetzt von einer kleinen Darstellergruppe, zusammengesetzt aus professionellen und Amateurdarstellern. Geschichten vom früheren und heutigen Varvara und seinen Bewohnern wurden erzählt. Natürlich hat auch Jo mitgemacht und berichtet, wie er nach Varvara kam. Der Abend hat Mitwirkenden und Zuschauern viel Spaß gemacht, vielleicht lässt sich etwas ähnliches ja wiederholen.
Selbst geerntet
Ach ja, Kulinarisches gibt es auch zu vermelden: Jede Menge Tomatensoße gekocht, aus der eigenen Ernte selbstverständlich. Tomaten haben wir derzeit in solchen Mengen, dass sie nicht mehr alle gleich aufgegessen werden können. Und so wanderten also Zigeuner, gestreifte Roman, gelbe Birnen und orangene Russen (tut mir leid wenn nicht alle Sorten politisch korrekte Namen haben) in den Ketchuptopf.

Freitag, 29. Juli 2011

Weiterlesen - Ihr seid hier richtig

Wir haben uns nur einfach für ein neues Gewand entschieden. Das alte erschien uns inzwischen ein wenig antiquiert. So ganz zufrieden sind wir noch nicht, aber die Veränderungen gehen weiter - in Maßen. (Ich hofffe, ich habe die neue Rechtschreibregel  verstanden und das ß steht richtig.)
Also trotz neuem Äußeren - wir bemühen uns auch künftig um interessante Informationen aus Bulgarien und angrenzenden Regionen. Damit unsere Leser uns gewogen bleiben.
Eins noch zum Schluss - Kritik ist selbstverständlich erlaubt. In Maßen, versteht sich :)

Donnerstag, 28. Juli 2011

Der Berg in Wolken

Drei Tage lang hatte der Berg sein Haupt in Wolken gehüllt. Der Berg - das ist der Papia, mit reichlich 500 Metern höchster Gipfel des Strandsha-Gebirges in der bulgarischen Küstenregion.
Und wenn der sich in Wolken versteckt, so erzählten und Einheimische, dann regnet es bei uns. Also warteten wir nach vier Wochen Trockenheit und Temperaturen über 30 Grad auf Regen. Aber die Wolken ließen sich Zeit, umrundeten unsere Region regelrecht. Doch heute, endlich, nicht nur Wolken und Donner (vom Gewiter und nicht wie vergangene Woche von maritimen Übungsgefechten). Ein hübscher kleiner Regen erfrischte unser Dorf, tränkte zumindest ein wenig den ausgedörrten Boden und wird sicher für nachwachsendes Gras für unsere Pferde sorgen. Im übrigen war es an den letzten beiden Tagen sehr ruhig. Deshalb gleich was geschrieben und den vorherigen Beitrag endlich mit Fotos bestückt.
Dicke Wolken über dem nahen Gebirge
Anni und Bernd sind nach auch für uns sehr schönen und erlebnisreichen Urlaubstagen unter anderem in den Rhodopen (davon später mal mehr) wieder heimgereist. Heute mittag gab es eine spontane Grillparty mit bulgarisch-deutsch-schweizerischer Beteiligung. Sehr angenehme Runde. Morgen hoffen wir auf ein Wiedersehen mit Georgi und Maria, die aber für Varvara nur wenig Zeit haben. Sie müssen wieder nach Sliven, um dort eine Reise junger Musiker vom Projekt Musik statt Straße nach Gießen und Gera vorzubereiten. Wir drücken die Daumen, dass die bisherigen Spenden für Reise und Unterkunft in den Städten reichen. Für die jungen Roma-Musiker wird es mit Sicherheit ein großartiges Erlebnis. Nicht nur dass sie zeigen können was sie in einem Jahr Musikunterricht lernten, für sie wird es auch die ersten größere Reise ihres Lebens werden.

Freitag, 1. Juli 2011

Der Nachwuchs ist da oder er kommt noch

Lisa lässt sich von Nadja gleich streiccheln
Nach den Besuchern Margit und Detlef aus Sachsen ist  nun der Nachwuchs da - die Enkeltöchter Lydia und Nadja sind zu Besuch. Zum ersten Mal sind sie allein geflogen und wie geplant in Burgas gelandet. Was sie gleich an den ersten beiden Tagen hier erlebt haben sollen sie aber selbst erzählen. In der Nacht, in der wir angekommen  sind, wurde ein Fohlen  geboren und es geht ihm gut. Ilia hat das Fohlen mit Mutter Suleika zu uns in den Garten gebracht. Es ist schon zutraulich und wir konnten es gleich anfassen und es fuehlte sich weich wie Samt an.   Wir haben es Lisa genannt.  Lydia
Gomenins Nachwuchs ist da


Hallo ich bin Nadja
es gibt hier einen Hund Namens Gomenin. Er gehört Denka. Gomenin ist ganz dick geworden. Sie ist schwanger.Wir warten auf die Welpen.Viele Grüße aus Varvara senden Nadja und Lydia

Dienstag, 7. Juni 2011

Nach Deutschland-Stress nun ruhige Zeiten - noch

Zurück aus Deutschland. Erst mal alle Fenster auf und einfach nur die dörfliche Ruhe genießen. Die Reise war schön: Interessante und abwechslungsreiche Stunden und Tage mit Freunden und der Familie. Viel geredet, besichtigt, gefeiert, mal wieder Austausch ohne Sprachprobleme. Jede Menge erfreuliche Erlebnisse also.

Der Garten in voller Blüte
Aber eben auch anstrengend. Jetzt ist erst mal Ruhe eingezogen bevor die ersten Besucher kommen. Das Wetter ist nach dem langen kühlen und regnerischen Frühjahr jetzt richtig sommerlich. Der Garten entpuppte sich bei unserer Rückkehr als wahres Paradies: Die vielen Iris voll erblüht, die meisten Rosenstöcke stehen in schon in voller Blüte und die Erdbeeren tragen dieses Jahr richtig gut.

Auch das Meer erwärmt sich allmählich. Während in Varvara alles beim (geruhsamen) Alten ist, tut sich am dorfeigenen Strand jedoch einiges. Er wurde verpachtet. Eine große Plattform ist entstanden, auf der Tische und Bänke für einen Imbiss stehen sollen.Und wahrscheinlich auch eine große Musikanlage. Wahrscheinlich gibt es dann hier auch Liegen und Sonnenschirme gegen Gebühr. Während in groß angelegten internationalen Strandtests vor allem die Strände von Besuchern die meisten Punkte bekommen, die unverbaut und ruhig sind, denkt man in Bulgarien offenbar anders.

Hier wird alles dafür getan, dass die Strände möglichst zugebaut und vor allem rund um die Uhr laut beschallt werden. Wie das mit der Gastronomie funktionieren soll ist ohnehin unklar. Der Strand ist nur über eine ziemlich steile Treppe zu erreichen. In der Strandbucht gibt es natürlich kein fließendes Wasser und auch keine Toiletten. Doch da die Pacht für den Strand an den Landkreis bezahlt wurde (zumindest der offizielle Teil) spart man sich dann womöglich auch Hygienekontrollen.
Aber wir müssen ja nicht hingehen und unsere Besucher auch nicht. Zum Glück gibt es entlang der Steilküste viele ruhige Buchten.

Freitag, 29. April 2011

Neue Untermieter

Ostern ist lange vorbei, Christi Auferstehung wurde in unserem kleinen Kirchlein vielfach von Dorfbewohnern und Gästen m Mitternacht bestätigt. Die Messe fand schon etwas früher statt, der Pope musste zur  Mitternachtsmesse in seiner eigenen Kirche in Achtopol sein. Das Zicklein haben wir mittlerweile auch aufgegessen. Das Osterfest gefeiert haben wir diesmal leider nicht am Paraklis, die Wege waren zu schlammig und so tief ausgefahren, dass wir das dem Jeep nicht zumuten wollten. Also blieben wir zum Festmahl bei schönstem Sonnenschein im eigenen Garten.
Gartenbiotop mit Frosch
Das schöne Wetter blieb uns, mit einigen Regenunterbrechungen, jetzt endlich  erhalten.
Bei Gartenarbeiten habe ich heute einen neuen Untermieter entdeckt - im kleinen Gartenteich schwamm ein längliches Tier. Kein Fisch, wie voller Verwunderung erst vermutet, sondern ein Teichmolch. Leider wollte er sich nicht fotografieren lassen. Gerade eben habe ich noch mal nachgesehen, im Dunkeln mit der Taschenlampe, da Molch nachtaktiv. Da sah ich nicht nur den Molch, sondern gleich noch einen ausgewachsenen Frosch. Reger Betrieb im kleinen Biotop. Da es sich beim Teich um eine ausrangierte Badewanne mit glatten Rändern handelt wurde der Wasserstand bis an den Rand erhöht - wir wollen den Tieren ja Gelegenheit geben, auch mal wieder an Land zu gehen.

Noch bauen die Störche
Dann wäre an Tierischem noch zu vermelden, dass unser Varvara-Storchenpaar in diesem Jahr schon sehr früh, schon im März nach Hause gefunden hat. Sie haben sich gleich daran gemacht, ihr Nest um- und auszubauen. Nistmaterial fanden sie sogar in unserem Garten - Heu vom Pferd. Jetzt wird schon seit Anfang April fleißig gebrütet. Wann das erste Ei im Nest lag wissen wir nicht, aber es ist zu vermuten, dass wir bald Storchennachwuchs haben.

Samstag, 23. April 2011

Von einer Geiß und ihrem Geißlein



Besuch bei unseren Pferden, die derzeit auf einer großen Wiese an der Meeresküste stehen. Dank des lange Zeit regnerischen Wetters und der doch eher kühlen Temperaturen gibt es viel saftiges Gras. Deshalb müssen wir die Pferde auch nicht zusätzlich füttern, aber wir müssen sie an den Umgang mit Menschen gewöhnen.

Unsere Pferde Alaska und Artus sind jetzt drei bzw. zwei Jahre alt. Ihre Mutter war mit ihnen immer wieder ausgerückt und sie lebten recht lange in einer frei herumlaufenden Herde. Deshalb müssen sie nun langsam lernen, dass man sich von Menschen auch anfassen lassen und an einer Leine führen lassen kann. Das braucht viel Geduld, da sie recht schreckhaft und misstrauisch sind. Mit verschiedenen Leckerli haben wir sie aber schon ein wenig bestochen. Der bereits kastrierte und damit etwas friedfertigere Alaska lässt sich sogar schon bürsten. Bei Artus wird es wohl noch etwas dauern. Der hat einen größeren Freiheitsdrang, ist immer wieder weggelaufen. Und das Einfangen hat ihm wohl nicht wirklich gefallen, jedenfalls ist er extrem misstrauisch, wenn man ihn anfassen will. Also oft hin und mit ihm reden. Und ihn bestechen. Er liebt Apfelscheiben, die anderen finden hartes Brot besser.
Heimliche Geburt im Gebüsch
Auf dem Rückweg entlang der Steilküste vor wenigen Tagen kam aus einem Gebüsch ein ganz leises meckern. Beim Hinsehen stand da eine kleine Ziege im stachligen Gebüsch. Vor ihr, gierig trinkend, eine ganz winzige Ziege mit noch blutiger Nabelschnur. Die Ziegenmama hatte sich offensichtlich ins Gebüsch zurückgezogen, um dort ihr Jungtier zu gebären. Die Geiß und das Geißlein also, fast wie im Märchen. Der Schäfer hat von dem ganzen  nichts mitbekommen, der war inzwischen mit der Herde ins heimische Gehege gezogen.


Ilija mit dem Osterlamm
Also hinterher und Bescheid sagen, dass er da noch zwei Tiere vergessen hat. Über Nacht wollte ich sie nicht so im Gebüsch stehen lassen. Hier gibt es zwar keinen bösen Wolf, aber jede Menge frei herumlaufende und immer hungrige Hunde und außerdem  Goldschakale, die am Abend aus dem nahen Gebirge durchaus bis zur Küste kommen. Und die haben wahrscheinlich auch Hunger. Die Besitzerin der Herde kam dann auch gleich mit, kroch ins sehr stachlige Gestrüpp und holte das empört schreiende Geißlein heraus. Das Geschrei veranlasste das Muttertier schnell hinterher zu laufen. Gemeinsam zogen wir schließlich alle davon.

Was jetzt kommt schreibe ich nur sehr zögerlich. Es ist Ostern. Und wir sind keine Vegetarier. Gelegenheit also, nach der Fastenzeit endlich wieder Fleisch zu essen. Heute morgen war unser Freund Ilija bei den Schäfern, um ein schlachtreifes Zicklein abzuholen. Er hat es geschlachtet und wird es heute nacht im Lehmofen backen. Ja, ich weiß, so ganz in Ordnung ist das scheinbar nicht. Es ist eben doch besser, Fleisch nur ganz anonym zu kaufen. Von der Kühltheke, in Plastik verpackt. Damit man gar nicht auf die Idee kommt, dass das mal ein Tier war.
Trotzdem allen ein schönes Osterfest. Wir gehen heute abend noch in die Kirche, zur Mitternachtsmesse. Nicht weil wir religiös sind, sondern weil es hier ein schöner Brauch ist bei dem sich das ganze Dorf trifft. Alle umkreisen nach dem Gottesdienst mit ihrer brennenden Kerze dreimal die Kirche und begrüßen sich dann mit den Worten: Christus ist auferstanden. Anschließend werden mitgebrachte gefärbte Eier aneinandergeschlagen.

Sonntag, 17. April 2011

Lazarinki und Blumentag

Das war ein ereignisreiches Wochenende. Am Sonnabend war Lazarustag. Da sind hier in Bulgarien ganz junge Mädchen, die Lazarinki, geschmückt mit wunderschönen Blumenkränzen unterwegs, um in den Häusern zu singen und zu tanzen.
Lazarinki 2009
Denka hatte uns schon darauf vorbereitet, dass es in diesem Jahr keine Lazarini geben wird - "es gibt " Aber dann kamen sie doch, die erste schon am Freitag nachmittag, eskortiert von vier Jungen. Unter ihnen auch Toschko, Denkas Enkel. Er erklärte, was sie wollen. Bei seiner Großmutter hat er gelernt, dass man mit uns sehr langsam sprechen und manchmal auch die Worte wiederholen muss damit wir es endlich verstehen. Kurz und gut, die Jungs erklärten, dass das Mädchen Sika dringend Blumen braucht - für den Lazarustag. Also ließ ich sie die Narzissen plündern. Am Samstag morgen dann standen sechs wunderschön herausgeputzte Mädchen vor dem Tor. Ihnen voraus gingen zwei Jungen. Wir sind keine Mädchen, erklärten sie gleich, wir sind bloß die Helfer. Dann sangen und tanzten die Mädchen und bekamen natürlich kleine Geschenke. Und weiter zogen sie ins Nachbarhaus.
Am heutigen Sonntag waren wir eingeladen in den Nachbarort Achtopol zu einem Kurban bei einer Roma-Familie. Das ist eine Art zeremonielles Essen mit der ganzen Großfamilie, mit Freunden und Nachbarn. Dafür wird ein Schaf geschlachtet, kleingehackt und geschnitten und in einem großen Topf mit wohlschmeckenden Gewürzen gekocht und dann gemeinsam gegessen. Der Kurban ist ein Opferfest, mit dem dafür gedankt wird, dass eine Krankheit, ein schwerer Unfall, ein schlimmes Ereignis glücklich überstanden wurde. Die junge Frau, für die heute der Kurban gefeiert wurde, hatte vor einem Jahr einen schweren Unfall. Ein Teil ihres Hauses war eingestürzt, sie war unter einer Mauer begraben. Ihre Verletzungen heilten nur sehr schwer. Wir halfen mit Medikamenten.
Außerdem war heute Palmsonntag. Auch der hat in Bulgarien eine ganz eigene Bedeutung als Blumentag. Und alle, die einen Blumennamen haben - Rosi, Nevena, Margarita, Lilija und viele andere, feiern heute ihren Namenstag.

Mittwoch, 13. April 2011

Auf dem Wege zum Olymp - Griechenland Teil 2

Delphi geniessen
Hier nun mal weiter mit unserem Griechenlandausflug. Nachdem wir die Jahrhunderte alten Klöster von Meteora ausgiebig bewundert hatten machten wir uns auf den Weg zu den alten Göttern. Auf den Weg machten wir uns übrigens wirklich gern. Bei d e n Straßen in Griechenland. Kein Wunder dass das Land pleite ist. Was da in den vergangenen Jahren an Schnellstraßen und Autobahnen gebaut wurde - alle Achtung. Wir jedenfalls fuhren gen Süden. Uns entgegen kamen Wochenendausflügler, etliche mit Skiern oder Snowboards auf dem Auto. Die Gebirge waren in höheren Lagen noch schneebedeckt. Der Pindos beispielsweise, an dem entlang wir lange gen Süden fuhren. Und dann natürlich der Parnassos. Den gibt es nicht nur in der griechischen Mythologie, sondern tatsächlich.

Brüderpaar
Von Delphi bietet sich ein wahrhaftig fantastischer Blick auf das schneebedeckte Bergmassiv. Delphi erreichten wir am Sonntag. Im dritten Anlauf dann auch das Museum und die antike Orakelstätte des Apoll - ein wahrlich beeindruckender Platz.

Und eine noch viel beeindruckendere Leistung von Jo - in 20 Minuten durch die Ausgrabung geeilt. Wer hätte das gedacht, wo er doch sonst jeden Stein bewundert. Aber wir hatten in Delphi zum einen Glück, zum anderen Pech. Glück weil Sonntag und damit der Eintritt frei war (von November bis März an jedem Sonntag, in den anderen Monaten außer Juli, August, September jeden 1. Sonntag im Monat). Also haben wir erst mal, weil im Reiseführer so angeraten, ausgiebig das Museum erkundet, das all die Schätze zeigt, die in Delphi seit etwa 1892 ausgegraben wurden.


Nach all den Schätzen und dem Modell wollten wir nun endlich auch die größte Orakelstätte des alten Griechenland sehen. Aber leider war das Tor nur noch für Herauskommende geöffnet. Die Uhr zeigte 14.45 Uhr, und an dem Tag war nur bis 15 Uhr geöffnet. Der Wächter des Orakels hatte Erbarmen, er ließ uns noch ein: "Für e i n Foto", erklärte er. Im Schnelldurchlauf wurden es dann doch ein paar mehr, aber Zeit, das Orakel zu befragen, blieb nicht. Nur von ferne hörten wir es raunen:  dass wir nun wohl noch einmal zurückkehren müssten.
Denkmal für Leonidas
Eine gut zubereitete Dorade in einem Fischrestaurant am Golf von Korinth in Itea entschädigte am Abend für entgangene Ausgrabungs-Impressionen. Zum Salat gab es, wie sollte es anderes sein in dieser Gegend, wohlschmeckendes Olivenöl. Denn in der Region nördlich von Itea liegt Griechenland größter zusammenhängender Olivenhain: Olivenbäume soweit das Auge reicht, etwa 550 000 sollen es sein.
Wanderer, kommst du nach Sparta.... Nun, nach Sparta kamen wir nicht, aber an den Ort, an dem im Altertum diese Worte gesprochen wurden, nach Thermopiles. Hier versuchte einst der spartanische König Leonides das Heer des Persers Xerxes aufzuhalten, um der griechischen Armee den Rückzug zu sichern. Die Stelle der einstigen Schlacht ziert heute ein Denkmal, oft als „Grab des Leonidas“ bezeichnet. Leonidas wurde jedoch in Sparta begraben.
Die heisse Quellean den Thermopylen
Es handelt sich vielmehr um eine Siegesstele.  Außer dem Denkmal erinnert hier nichts mehr an die Kämpfe. Selbst das Meer, an dessen Ufer Xerxes landete, ist heute in Folge jahrhundertelanger Verlandung nur noch in der Ferne zu erblicken. Dafür fanden wir gleich neben dem Schlachtfeld heiße, schwefelhaltige Quellen. Ein Bad darin roch zwar nicht übermäßig gut. war aber überaus wohltuend.
So gestärkt konnte es weitergehen - zum Olymp, wohin sonst. Konnten wir schon nicht das Orakel befragen, so wollten wir wenigstens den Wohnsitz der Götter und vielleicht auch den einen oder anderen von ihnen höchstselbst erblicken. Auf dem Wege machten wir noch einen Abstecher nach Ambelakia, ziemlich hoch an einem Berghang am beeindruckenden Tempi-Tal gelegen. Die Anlage des Ortes und etliche erhaltene alte Häuser bekunden, dass Ambelakia einst ein bedeutender Handelsort war. Sein Reichtum stammte aus dem Handel mit Wolle und Textilien. Bedeutendster Händler und Organisator einer genossenschaftlich organisierten Handelsorganisation war ein Herr Schwarz, dessen reich ausgeschmücktes und gut erhaltenes Herrenhaus ein beeindruckendes Kulturdenkmal ist.
Schwarz-Haus
Nun denn, auch den Olymp sollten wir wenig später erblicken. Der Berg selbst hüllte sich in aufsteigenden Nebel. Die Spitze aber, der Sitz der Götter also, leuchtete im strahlenden Weiss einer Schneeschicht. Geblendet von so viel Helligkeit war es uns leider nicht möglich auch nur eine göttliche Gestalt zu erblicken. Am nächsten Morgen hatten Regenwolken das Bergmassiv komplett eingehüllt. Und dass der Regen, den die Götter ausschickten, nicht wieder aufhören wollte war für uns ein  Grund, dem Lande schleunigst zu entfliehen.

Dienstag, 5. April 2011

Bulgarien schrumpft - einwohnermäßig

Versprochen ist versprochen, wir wollten die Ergebnisse der Volkszählung aus Bulgarien vermelden. Wir können das auch, denn seit dem späten gestrigen Nachmittag sind wir wieder am Netz - internet- und fernsehmäßig. Das Telefon funktioniert nach drei Ruhetagen erst seit heute wieder. Den Grund für die Ausfälle vermuten wir in den anhaltenden Regenfällen. Denn während Deutschland und der Rest Bulgariens sommerliche Temperaturen genießt,  hat es hier an der Küste kräftig geregnet. Und das seit 14 Tagen mit nur kurzen Unterbrechungen. Der Garten sieht aus und fühlt sich an wie eine Sumpflandschaft, Feuerloch und Keller stehen voller Wasser und kalt ist es auch. Aber es soll besser werden - mit nassen Unterbrechungen.
Doch jetzt zu den Zahlen. Nach der Zählung im Februar steht nun auch offiziell fest was ohnehin jeder weiß - Bulgarien ist erheblich geschrumpft. Seit 2001 hat das Land 581 750 Einwohner verloren. Derzeit leben in Bulgarien 7 351.234 Menschen, teilt das Nationale Statistikamt mit. 51 Prozent der Bewohner sind Frauen. 72,9 Prozent aller Bewohner leben in Städten, also nur ein reichliches Viertel auf dem Land. DerAnteil der über 65jährigen ist am stärksten angewachsen -  von 16,8 Prozent im Jahr 2001 auf 18,9 Prozent im Jahr 2011. Die Ursachen (unsere Interpretation): es gibt nur wenig Nachwuchs im Land und viele junge, arbeitswillige Leute wandern ab ins Ausland. Hier im Land gibt es kaum Perspektiven.
Das sind erst mal die wichtigsten Zahlen, weitere müssen wir erst mal in bulgarischen Texten suchen und mühselig übersetzen. Und das kann wegen mangelnder Sprachkenntnisse dauern :)))

Hier noch ein Nachtrag strahlenmäüßig: Das Institut für Meereskunde bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften teilt mit, dass das verstrahlte Wasser aus Japan das Schwarze Meer wohl nicht erreichen wird. Das beruhigt doch ungemein.

Montag, 4. April 2011

Bulgarien auch mal an der Spitze

Auch die Bulgaren wollen mal die ersten sein, und diesmal haben sie es geschafft: Als erstes EU-Land haben sie den sogenannten Mikrozensus, sprich die Volkszählung durchgeführt, morgen werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Übrigens wurden auch wir gezählt. Im Februar war Nele bei uns, sie hatte unseren Nachbarn Chris mitgebracht. Als Dolmetscher, denn Chris ist Schweizer, lebt seit vielen Jahren in Bugarien und spricht die Landessprache. Gefragt wurde nach Hauseigentümer, Anzahl der Bewohner,  Haushaltvorstand und dessen Qualifikation und derzeitiger Beschäftigung. Vom Nicht-Familienoberhaupt, sprich Ehefrau, war das nicht gefragt. Wissen wollte der Fragebogen auch ob es im Haus Waschmaschine, Geschirrspüler, Fernsehgeräte, Auto, Haustiere und weiß ich was noch alles gibt.
Also Fakt ist: Während in Deutschland noch Interviewer gesucht werden ist hier schon alles erledigt. Manchmal sind die Bulgaren eben wirklich Spitze.
Die Ergebnisse der Zählung werden wir natürlich nachtragen.

Samstag, 2. April 2011

Auch mal Urlaub - in Griechenland (Teil 1)

Aquädukt in Kavala
Heute mal nicht Bulgarien sondern Griechenland. Sechs Stunden sind es  von hier bis zum Mittelmeer,  natürlich noch kein Badewetter. Aber Baden wollten wir auch nicht, sondern Kultur.Erste Station war Kavala. An die Stadt erinnerten wir uns, Dort waren wir schon mal vor vielen Jahren durchgekommen und hatten den großen und gut erhaltenen Aquaedukt bewundert.
Deshalb wollten wir noch mal hin. Auf dem Wege kamen wir an einem Seengebiet vorbei, auf den auf eine kleine Insel ein Kloster gebaut ist. Es gehört zur Mönchsrepublik Athos und ist über eine lange Brücke erreichbar. Eigentlich kann man es auch besuchen, aber wir waren gerade während der Mittagspause dort. Dafür entdeckten wir auf dem See zahlreiche große weiße Vögel. Es waren nicht Schwäne, wie zuerst angenommen, sondern einige hundert Flamingos. Leider nur durchs Fernglas zu erkennen und zu weit entfernt für ein Foto.
Unvorstellbar wie die Klöster gebaut wurden
Am nächsten Morgen im Hotel im Stadtzentrum von Kavala wurden wir gegen 7 Uhr mit Marschmusik geweckt - ein bisschen wie zum 1. Mai in längst vergangenen Jahren. Aber es war nicht der 1. Mai, sondern der 25. März - griechischer Nationalfeiertag, Tag des Beginns des Befreiungskampfes gegen die Türken im Jahr 1821. Auf die traditionelle Parade von Schülern und Soldaten haben wir nicht gewartet, sie sollte erst am späten Vormittag beginnen. Aber da waren wir schon auf dem Weg nach Meteora. Das mit dem Feiertag war allerdings günstig für uns - wenig Verkehr, vor allem keine Lkw auf den Straßen.

Ohne Strasse in den Fels gebaut
Über Meteora muss man nicht schreiben, die Klöster hoch oben auf und angeklebt an den Felsspitzen muss man gesehen haben. Der Anblick ist spektakulär und es ist nur schwer vorstellbar, wie hier Mönche vor Jahrhunderten Stein für Stein mühselig nach oben transportiert und die großen Klosteranlagen gebaut haben. Aber heute brauchen auch Kniegelenks- und Hüftkranke keine Angst zu haben - die meisten Klöster müssen nicht mehr über schmale Bergpfade erklommen werden, heute gibt es gut ausgebaute Straßen und es bleiben einige schmale Brücken und etliche Treppen. Wir haben drei der insgesamt 7 Klöster gesehen - Megalou Meteorou, Vaarlam, Agiou Stefanou. Ins Kloster Roussanou, ein Nonnenkloster, kamen wir nicht mehr - das schließt bereits 14 Uhr.
Kalambaka, der Ort, in dem wir wohnten, hat noch eine weitere Sehenswürdigkeit - eine kürzlich aufwändig sanierte berühmte byzantinische Kirche aus dem 10. oder 11. Jahrhundert, die auf den Fundamenten einer frühchristlichen  Basilika errichtet sein soll.
Am Abend war Ausruhen angesagt - im KokaRoka am Ortsrand von Kalambaka. Die urige kleine Taverne wird heute von Katerina, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter betrieben. Sie hat einige Jahre in Australien gelebt, daher spricht sie gut englisch. Als sie mit ihrem Mann von dort in den Heimatort zurückkamen eröffneten sie die Taverne. Und da immer wieder Leute nach günstigen Übernachtungen fragten  wurden einige Gästezimmer eingerichtet.
Unser kleines Hotel KokaRoka
Kein Luxus, aber angenehm. Der Sohn lebte einige Jahre in den USA, brachte von dort seine Frau mit. Katerina aber ist die Seele vom ganzen, Sie kocht selbst und sie weiß  viel über ihren Ort und jede Sehenswürdigkeit der Gegend zu berichten. Ach ja, der Name der Taverne KokaRoka hat nichts mit einem Getränk zu tun. Er setzt sich zusammen aus dem Namen des kleinen Weges, der zwischen die Felsen führt und einer schmalen kleinen Felsnadel zwischen zwei großen.
(Weiter geht es mit Delphi)