Donnerstag, 30. Juli 2009

Eine große Nachtmusik

Seit langem Freunde Gero und Ilija
Oder besser gesagt, gleich mehrere große Nachtmusiken haben wir uns im Juli in den Garten geholt. Als erstes besuchten uns der Gadulka-Spieler Gero und der singende Ilija. Mit dem traditionellen Instrument und Ilijas unvergleichlicher Stimme machten sie uns mit Strandja-Liedern bekannt. Erst konzertant, dann wurde, wie könnte es in Bulgarien anders sein, zur Musik getanzt.
Die zweite große Nachtmusik spielte ein ganzes Kammerorchester. Leider nur per Beamer auf der Leinwand, denn mit dem Besuch des gesamten Orchesters hatte es leider nicht geklappt. Die Idee zum Konzert hatte Georgi Kalaidjiev. Der bulgarische Geiger lebt seit vielen Jahren in Gießen und musiziert am dortigen Stadttheater. Daneben hat er vor zehn Jahren das Kammerorchester Studio Konzertante gegründet. Das Jubiläum wurde in Gießen mit einem Konzert gefeiert, dessen Erlös Kinderprojekten in Kalaidshiews Heimatstadt Sliven zugute kommen soll.

Georgi mit Freunden in Varvara
Eigentlich wollten die Kammermusiker ja alle gemeinsam nach Bulgarien kommen, aber das hat leider nicht geklappt. Aber vier weitere Musiker aus Deutschland, drei von ihnen Laien, sind mitgekommen. Und gemeinsam hören und sehen wir nun auf der Leinwand das Jubiläumskonzert. Begleitet wird das Konzert von unseren Musikern aus der Kleinen Nachtmusik - den Fröschen, Unken, Grillen, Käuzchen, Katzen. Und manchmal bellt ein Hund und meldet sich ein Esel - begeistert vom Konzert, versteht sich. Ein eindrucksvolles Erlebnis für uns alle war es auf jeden Fall. Und nun wird geplant, damit es vielleicht im kommenden Jahr mit einem Live-Konzert deutscher Musiker im kleinen bulgarischen Varvara klappt. Hier hatten sich schon vielen drauf gefreut.

Ein weiteres Konzert gab es für die deutschen Gäste wenige Tage später. In der zauberhaften Kulisse am Paraklis von Varvara spielten ihnen einheimische Roma auf der Klarinette, der Gajda, trommelnd und singend traditionelle Roma- und Strandja-Musik, ein bisschen wurde es auch zur Jazz-Session. Und der schottische Musiker Peter Sanders aus Gießen probierte sich auf der Gajda, dem Dudelsack.

Dazu gab es bulgarisches Essen und bulgarischen Rakia - ein Fest für alle Sinne also.

Montag, 6. Juli 2009

Bulgarien hat gewählt. Das neue Parlament, die neue Regierung werden auch diesmal nicht die vorherigen sein. Die Wiederwahl hat hier noch keine Regierung geschafft. Wohl wegen der vielen ungelösten Probleme, die es im Land gibt. Da werden die Wähler ungeduldig. Sie erwarten von jeder Regierung schnelle Lösungen, vor allem die schnelle Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Die letzte Regierung ist vor allem daran gescheitert, dass sie das Problem der Korruption und der schamlosen Bereicherung von Politikern und Gangstern nicht in den Griff bekam - oder es nicht in den Griff kriegen wollte. Sicher gab es nach der Sperrung von EU-Geldern etliche Strafverfolgungen. Aber das betraf in der Regel eher die kleinen Korrupten und Korrumpierten. Stellvertreterprozesse sozusagen, etwas zum Vorzeigen. So richtig durchgegriffen hat die Regierung nicht. Mit wem auch, korrumpiert wurde und wird überall - bei Politikern und Staatsangestellten ebenso wie in der Polizei und Justiz. Und wie ist das doch mit der Krähe...?

Warten wir es ab, was die neue Regierung leisten wird. Hehre Versprechungen, gegen Korruption und Kriminalität energisch vorzugehen, gab es zuhauf von der Partei GERB, die nun auf Grund eben dieser Versprechungen gewählt wurde. Was davon wahr gemacht wird, ist eher ungewiss. Zumindest weiss der neue Mann an der Spitze Bulgariens, Boiko Borissow, sehr gut, gegen wen er eigentlich "energisch" vorgehen muss - als einstiger Chef einer großen Security-Firma hat er sowohl Politiker als auch Mafia-Bosse beschützt, wie es in vielen Veröffentlichungen zu lesen ist. Er kennt sie also bestens. Zu gut vielleicht, um wirklich etwas unternehmen zu können - und zu wollen? Am ehesten wird es auch nach dieser Wahl wohl auf das gleiche hinauslaufen wie bei den vorhergegangenen. Mit der neuen Regierung kommen viele neue Leute an einflussreiche Stellen. Und diese Leute wollen auch etwas abhaben vom Kuchen, der auch in Bulgarien zu verteilen ist. Und deren Familien wollen natürlich auch ein ganzes Stück Reichtum, den auch die EU ins Land bringt, abbekommen. Und dann noch diverse Freunde und Geldgeber im Wahlkampf und, und und...

So zumindest war es bei den bisherigen Regierungen. Aber warten wir es ab, was der so vollmundig auftretende Herr Borissow alles an Überraschungen parat hat. Unsere bulgarischen Freunde, so entnahmen wir es gestern abend vielen Geprächen, setzen große Hoffnungen auf ihn. Auf wen auch sonst. Mit nahezu allen anderen größeren Parteien hatten sie es ja schon versucht. GERB ist ist neu, vor zwei Jahren erst gegründet. Mit dem von Anfang an betonten Ziel, an der EU-Mitgliedschaft festhalten zu wollen. Die EU sei unverzichtbar für Bulgarien. Das
stimmt. Und sei es nur dafür, Schwarzbauten  mitten auf dier Steilküste und hinein ins Naturschutzgebiet durch EU-Mittel mit der noch erforderlichen Infrastruktur zu versorgen.

Aber warten wir es ab. 100 Tage Schonfrist gibt man neuen Leuten in einem solchen Amt. Ich gebe Herrn Borissow ein halbes Jahr. Schauen wir mal, was bis dahin so neues läuft im Lande Bulgarien.