Samstag, 11. April 2009

Oster-Überraschungen


Dieses Osterfest überrascht uns auf viele Weise. Nicht mit Überraschungseiern, sondern mit Tieren. Am Gründonnerstag ging es los. Schon die ganze Woche gehen wir jeden Morgen Richtung Küste, wo unsere Pferde stehen. Unsere Stute Arizonka erwartet ein Fohlen. Am Gründonnerstag dann die Überraschung - nein, Fohlen noch nicht da. Aber auf dem Wasser ist Bewegung. Das werden doch nicht...? Doch es sind - Delphine, eine ganze Schule. Dicht vor der Küste schwimmen sie, tauchen aus dem Wasser auf, springen gelegentlich. Da ist die Freude groß, denn seit vergange
Lazarinki heissen hier die Blumenmädchen
nem Juni haben wir in unserem Abschnitt der Schwarzmeerküste nicht einmal welche zu sehen gekriegt. Und nun gleich sechs oder sieben. Da kommt Freude auf. Beweist es uns doch, dass es noch welche gibt im Schwarzen Meer. Und wo Delphine leben, da gibt es auch Fische. Auch daran begannen wir schon zu zweifeln. Denn bei gelegentlichen Tauch- und Schnorchelgängen erschien uns das Meer zumindest küstennah ziemlich leer. Leergefischt, aber sicher auch leer wegen der doch erheblichen Verschmutzung des Wassers. Denn nach wie vor geht ein nicht geringer Teil der Abwässer der Küstenorte ziemlich ungeklärt ins Meer. In unserem Dorf sehen - und riechen - wir das täglich. Doch die Delphine zeigen, dass noch Hoffnung ist. Hoffnung auch in einer anderen Hinsicht: Wie wir gelesen haben erhält Bulgarien Mittel aus der EU auch für den Bau von Kläranlagen. Und unsere Hoffnung ist groß, dass nicht alles in den großen Taschen von Politikern und Baumafia verschwindet.
Und heute nun unsere zweite große Osterüberraschung: das Fohlen ist da. Als wir auf die Weide kamen war es schon geboren. Doch dann sahen wir - es ist eine ganz andere Stute, die da ein Fohlen hat. Erst als unsere Arizonka kein Brot fressen wollte sondern in Richtung des Fohlens lief wurden wir stutzig. Und stellten fest, dass die Stute mit dem frischgeborenen Fohlen gar keine Stute war - sondern ein Kerl. Und der beschützte das Fohlen als wäre er die Mutter. Und das winzige Kerlchen dachte das wahrscheinlich auch. Da beide versuchten wegzulaufen als wir auch sie zugingen und wir auch Arizonka nicht vom Strick bekamen, haben wir Ilija und Denka geholt, zwei Roma aus dem Dorf, die uns im Garten helfen und unsere Pferde betreuen und uns auch gute Freunde geworden sind. Gemeinsam veranstalteten wir dann eine wilde Jagd über den Acker, Arizonka immer dabei. Die hat dann das Fohlen vom Kid- oder Rossnapper abgedrängt. Aber der - ein Wallach - wollte das nicht einsehen und sein Kind wiederhaben. Da sich dann auch noch Arizonka losgerissen hat und mit dem kleinen Fohlen weglief, ihr Sohn aus dem vorigen Jahr immer mittendrin, habe ich Ilija vorgeschlagen, das Kleine ins Auto zu stecken. Was schließlich auch gelang. Er also mit Arizonka am Strick und Alaska hinterher zu Fuß ins Dorf, wir anderen samt Pferdebaby im Auto hinterher. Jetzt stehen Arizonka und der Kleine - Artus haben wir ihn getauft, weil er schon so früh ein großer Kämpfer sein musste - im Garten nebenan. Wir hatten einen schönen Nachmittag mit den beiden. Erst war das gute Kind ja ein wenig verwirrt und suchte auf wackligen Beinchen an allen Enden seiner Mutter nach der Milch nur lange nicht am richtigen - aber dann hat er alles gefunden, hat viel geschlafen, viel getrunken und ist auch schon wie wild durch den Garten gerast. Jetzt hoffen wir, dass er die anstrengenden ersten Stunden seines Lebens gut verkraftet und ein großes, gesundes Pferd wird.
Und zu guter Letzt wurden wir auch noch mit Gesang und Tanz überrascht. Bunt geschmückte Mädchen aus dem Dorf zogen singend und tanzend durch die Straßen und in die Häuser. Die Mädchen werden Lazarki genannt und feiern des Lazarustag, der in Bulgarien eine Woche vor dem orthodoxen Osterfest begangen wird. Die Mädchen erbitten mit ihren Liedern Glück und eine reiche Ernte.

1 Kommentar:

  1. Hallo, Ihr Auswanderer.
    Schön mal etwas über die Ostertraditionen in anderen Ländern zu erfahren. Wir hoffen Ihr feiert mit den Freunden auch ein wenig das heimatliche Osterfest. Wenn die Pferde Nachwuchs produzieren, hoffen wir doch Ihr reitet auch. Das die Delphine als Gruppe da waren lässt für die Zukunft hoffen.

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