Mittwoch, 9. November 2016

Zu Gast bei Heinrich Schliemann - Griechenland zum 2.


Schatzhaus des Atreus
Am Ende des 1. Teils des Griechenlandberichts war der Camper repariert, die Reise konnte weitergehen. Bis hin an das eigentliche Ziel, in das sagenumwobene Mykene. Traumreiseziel von Jo, hier hat schliesslich Heinrich Schliemann gegraben und die erste große Grabanlage mit zahlreichen gut ausgestatteten Gräbern freigelegt. Neben vielen anderen wertvollen Grabbeigaben fand Schliemann hier die die größte goldene Maske - die Maske des Agamemnon.

Unsere Reise führte uns jedoch erst mal in den Ort Mykines. Gleich am Ortseingang fanden wir einen Campingplatz. Ein junges Pärchen, Rucksacktouristen, reiste gerade ab. Wir waren jetzt die einzigen Gäste. Es war Mittagszeit und wir wollten die Ausgrabungen von Mykene sehen. Die sollten sich unweit vom Ort befinden. Wir durchquerten erst mal den langgestreckten Ort, der vor allem aus Gaststätten, kleinen Hotels und Souvenirläden besteht. Dann kam eine Landstraße, kurvenreich und bergauf führend. Und Mittags so gegen ein Uhr bei strahlendem Sonnenschein  erschienen uns die 2 km, die es bis zum Burgberg sein sollten, auf die doppelte Länge ausgedehnt. In der Wärme dehnt sich halt alles ein wenig aus. Doch endlich erreichten wir ein erstes Ziel: Das Schatzhaus des Atreus. Auch eine Grabkammer mit einer beeindruckenden 13 Meter hohen Kuppel. Mit dem sagenhaften König Atreus freilich hat das Grab nicht zu tun. Es wurde lediglich nach ihm benannt. Schatzhaus übrigens wurde das Grab genannt, weil in ihm sehr reiche Schätze gefunden wurden.
Etwas erholt vom Aufenthalt im Schatzhaus setzen wir den Weg zum Burgberg von Mykene fort. Und nun ist es wirklich nicht mehr weit. Aber erst mal gibt es auf dem Parkplatz vor dem Eingang eine kleine Erfrischung. Und dann geht es endlich hinein ins große Grabungsgelände von Mykene.
Das Löwentor
Erst mal ins Museum des besseren Überblicks wegen. Und dann hinauf auf den Berg, durch das Haupttor, das berühmte Löwentor. Von hier führt der Weg in den befestigten Burgberg zur Oberstadt von Mykene, bis hinauf zum mykenischen Palast. Der Weg führt zunächst zum so genannten Grabzirkel A, den einst Heinrich Schliemann entdeckte und ausgrub. Oder besser ausgraben ließ. Zahlreiche Gräber lagen in diesem runden Areal, die zahlreiche Grabbeigaben enthielten: neben Terrakotten, Tongefässe, wertvolle Waffen, Schmuck und nicht zuletzt die berühmte goldene Maske des Agamemnon. Zumindest schrieb Schliemann  die Maske und weitere Funde dem sagenhaften König Agamemnon zu.

Der Burgberg von Mykene und die tiefer gelegenen Grabungsflächen zeigen eine Vielzahl von Überresten der einstigen Bebauung. Funde belegen, dass der Berg schon in Frühsteinzeit bewohnt war. Die  Blütezeit von Mykene lag allerdings im 14. und 13. Jahrhundert vor Christus. Ab dem 12. Jh. v. Chr. begann der Niedergang von Mykene, das jedoch noch bis ins 5. Jh. v. Chr. bewohnt blieb.
Aber dank Heinrich Schliemann und seinen spektakulären Funden wurde das mythische Mykene wieder interessant. Die Ausgrabungen halten bis heute an, immer wieder gibt es neue und interessante Funde. Und heute gehört Mykene gemeinsam mit dem nahegelenen Tyrins zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Schliemanns Ausgrabung

Wir machten uns jedoch am späten Nachmittag auf den Rückweg ins heutige Dorf Mykines. Der Weg erschien uns, bei weniger Hitze und auch noch bergab, nun deutlich kürzer. Hunger und Durst plagten uns. Aber an Restaurants ist im Ort kein Mangel. Die ersten gefielen uns nicht: Groß und ziemlich gesichtslos, auf viele Touristen eingestellt, die in ganzen Busladungen in den Ort einfallen. Doch dann fiel uns ein Schild ins Auge: La Belle Helene de Menelas Hotel, Haus von Heinrich Schliemanns war zu lesen. Na, das sehen wir uns doch mal an. Und tatsächlich, Terrasse und großer Gaststättenanbau liessen es zuerst nicht vermuten. Aber gleich hinter dem Gastraum findet sich eine alte Tür, eingelassen in dicke Mauern, die zum Hotel führt. Und dieses Hotel ist das alte, 1862 gebaute Wohnhaus, in dem Schliemann während seines Grabungsaufenthaltes wohnte. Die schöne Helena, das war die Ehefrau des Hauseigentümers, die Schliemann damals versorgten und ihm viele Wege geebnet haben sollen.

Blick vom Burgberg
Die heutigen Eigentümer: ein junges Ehepaar, Nachfahren der einstigen Eigentümer, die das Haus vor einigen Jahren übernahmen. Wir waren die einzigen Gäste, also ausreichend Zeit für den sehr gut englisch sprechenden Wirt, uns das Haus zu zeigen. Natürlich das Schlafzimmer, das einst Schliemann bewohnte. Genauso eingerichtet wie zu dessen Zeit. Auch die anderen Hotelzimmer tragen keine Nummern, sondern Namen. Den von Wilhelm Dörpfeld, der gemeinsam mit Schliemann hier und an anderen Orten grub. Oder von Alan Wace, einem britischen Archäologen, der nach Schliemann in Mykene arbeitete. Auch spätere Ausgräber sind genannt, die hier gewohnt haben sollen. Sogar Agatha Christie ist ein Zimmer gewidmet und dem Literaten Jean-Paul Sarte, die beide hier waren. Und im Erdgeschoss sind mehrere Räume ausgestattet mit Fotos, Zeichnungen, kleinen Gemälden, Briefen und sonstigen Schriftstücken von Wissenschaftlern, Archäologen, Künstlern, Schauspielern, Politikern, die im Laufe der Jahrzehnte die archäologischen Stätten von Mykene besuchten und natürlich auch dem Haus Heinrich Schliemanns einen Besuch abgestattet haben. Schön zu sehen und zu erleben, dass diese zahlreichen Dokumente bis heute bewahrt werden und das die Eigentümer mit dieser Geschichte leben. Mit der Gegenwart freilich leben sie weniger gut. Grundsteuer sowie Gewerbe- und Umsatzsteuer sind kaum zu erwirtschaften. Vor allem wenn man bedenkt, dass im Winterhalbjahr kaum Gäste kommen. Schade eigentlich, das Haus hat viel zu erzählen. Allein die vielen Briefe, Grüsse, Fotos der vielen sehr prominenten Besucher lohnen einen erneuten Besuch. Und geschmeckt hat es auch vorzüglich.
Wer mehr über Mykene und seine Geschichte wissen will, ich habe hier einen sehr ausführlichen und lesenswerten Bericht gefunden:
http://reise-zikaden.de/peloponnes-mykene-burg-agamemnon/

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