Dienstag, 13. September 2011

Mit drei tollen Tagen Urlaubssaison beendet

Drei tolle Tage liegen hinter uns - Dorffest, hierzulande Panair genannt, alljährlicher Höhepunkt im Dorfleben. Begonnen hat alles am vergangenen Freitag mit Bühnenaufbau, Technik installieren und auch gleich bei voller Lautstärke austesten. Bis Samstag früh schallte Musik durchs Dorf.

Der Pope segnet das Fest und die Festsuppe, den Kurban
Für uns begann das Fest am Samstag mittag mit dem traditionellen Kurban am kleinen Paraklis im Wald dicht beim Dorf. An einem verwunschenen Platz unter alten Buchen und Eichen an einem kleinen Bach hat sich das Kirchlein versteckt. Hierher sind die Gläubigen (und auch die Ungläubigen) zum Dorffest eingeladen, gemeinsam Andacht zu halten und ein geopfertes Schaf zu verspeisen. Die Speise und auch die Gläubigen erhalten aber erst mal den Segen des Popen. Der kommt aus dem benachbarten Ahtopol und begleitet alle religiösen Zeremonien in Varvara. Nach dem Segen wird gemeinsam gegessen, getrunken, geredet. Viele Dorfbewohner nehmen auch etwas von der Lammsuppe und vor allem auch das heilige Wasser aus der Quelle unter dem Paraklis, das an diesem Tag natürlich auch den Segen des Popen erhielt, mit nach Hause.
Grosse und kleine Musiker sorgen für Stimmung
Das eigentlich Fest gibt es natürlich im Dorf. Einige Verkaufsstände sind aufgebaut mit Alltagsbekleidung, vor allem aber werden Spielzeug und Süßigkeiten angeboten. Für das leibliche Wohl sorgen Dorfbewohner. Einige von ihnen haben einen Grill aufgebaut und Getränkekühlschränke. Verkauft werden vor allem die ebenso traditionellen wie wohlschmeckenden Kebabci, würzige Hackfleischröllchen. An anderen Ständen gibt es Grillsteaks oder auch gegrillten Fisch. Und natürlich gibt es bei einem zünftigen Fest auch Bier, Wein und Rakia.
Am Abend dann Livemusik mit einer Band aus der Region, die vor allem die hierzulande sehr beliebte Folklore spielen. Dazu tanzen Jung und Alt ohne Unterlass Hora. Der Bürgermeister hält eine kleine Rede und bedankt sich bei allen Sponsoren, auch wir werden namentlich genannt, ohne die ein solches Fest nicht möglich wäre. Der Landrat aus dem benachbarten Zarewo hält eine diesmal nicht sonderlich kämpferische Rede, in der er auf die bevorstehenden Wahlen hinweist. Hoffentlich wird er nicht wieder gewählt. Obwohl nicht sicher ist, ob sein Nachfolger nicht auch korrupt ist.
Im Topf die Lammsuppe

Nach zwei Stunden haben wir genug von Folklore und dichtem Gedränge und machen uns auf den Heimweg. Auch hier kommen wir noch die ganze Nacht in den Genuss der Musik, so groß ist das Dorf schließlich nicht als dass man es nicht auch mit einer kleinen Anlage komplett beschallen kann. Die Musik währt bis zum nächsten Morgen, in der zweiten Nachthälfte allerdings etwas weniger laut und in großen Teilen handgemacht von den Einheimischen auf Trommel, Klarinette, Akkordeon.Am Sonntag vormittag dann der sportliche Höhepunkt des Dorffestes: ein Ringkampf, in dem die Kinder und Jugendlichen aus dem Dorf antreten gegen die Kämpfer aus den Nachbarorten.  Ringkämpfe sind bulgarische Tradition, so etwas ist einfach ein Muss bei solch einem Fest. Das Besondere daran: Die Kämpfer werden umrundet von Musikern, meist mit Trommel und Gajka, dem bulgarischen Dudelsack. Und auch wenn die kleinen Kerlchen wenig Erfahrung in solchen Kämpfen haben - was ein richtiger Kerl werden will der versucht es wenigstens. Die Sieger allerdings kamen aus der Kreisstadt, dort ist auch ein Trainingszentrum. Und unser Ilija hat nach dem Kampf beschlossen, seinen Enkelsohn auch dort anzumelden. Vielleicht wird ja noch ein großer Kämpfer aus dem Kleinen.
Rindkämpfe mit musikalischer Begleitung
Nachdem nur noch der ganz harte Kern am Sonntag nachmittag weiterfeierte deutete sich im Dorf schon an: Die Urlaubssaison 2011 ist beendet. Die letzten Autos wurden beladen, von Verwandten und Bekannten Abschied genommen. Am Abend war Stille in unserem kleinen Varvara eingezogen und am Montag hatten wir einen wilden Strand dicht beim Dorf ganz für uns allein. Gelegenheit auch für die übrig gebliebenen Fische, Garnelen und sonstigen Meeresbewohner, sich ganz entspannt und ohne Angst vor Harpunen, Angeln und Netzen wieder in ihren Gewässern bewegen zu können.

1 Kommentar:

  1. Bulgarische Kinder kämpfen nicht Ringkämpfe auf Strassen, dies sind ebenfalls Roma. Es bestehen große Kulturunterschiede. Bulgaren lehren solche Dinge nicht Ihren Kindern. Unsere Kinder gehen in Akrobatic, Karate, Volkstanz, Modern Tanz und machen tatsächlich viel Sport. Aber keine Kinderringkämpfe als Fest eines Dorfes. Evtl. waren es auch Türken? Doch ehrlich gesagt, kenne ich dies nur von Romas.

    Euer Blog in allen Ehren, er ist sehr einseitig, da Ihr nur diese Seite der Dorfkultur der Roma kennt.

    In meinem Dorf leben gar keine Roma und wir Bulgaren feiern andere bulgarische Feste und unsere Kultur.

    Werdet Ihr auch darüber mal berichten?

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