Mittwoch, 20. Februar 2013

Da werden die Wahlen wohl vorgezogen

Fischerhafenn in Pomorie
Die Zeit rennt. Eigentlich wollten wir ja was schreiben über unseren Kurlaub vergangene Woche in Pomorie, nördlich von Burgas gelegen.
Doch jetzt diese Ereignisse - Rücktritt der Regierung. Weil Borissow kein Blut auf der Sofioter Adlerbrücke sehen kann oder will. Und nicht will, dass bulgarische Polizisten gegen bulgarische Bürger vorgehen. Dafür sei seine Regierung nicht angetreten, sagt er. Nein, eigentlich ist sein Wahlbündnis GERB 2009 ja dafür angetreten und auch gewählt worden, weil sie Korruption bekämpfen, Arbeitsplätze schaffen, das Leben für die Bulgaren besser machen wollen. Was tatsächlich passiert ist: es wurden Autobahnen gebaut. Und Straßen (auch bei uns). Das ist schon mehr als die Regierungen vor ihm geschafft haben. Aber alles andere blieben leere Versprechungen. Warum kann hier nicht erörtert werden, dazu ist der Sumpf zu tief. Und flächendeckend.
Auslöser dafür, dass die eigentlich eher friedlichen und bei Protesten zurückhaltenden Bulgaren in den letzten Tagen zu Zigtausenden auf die Straße gehen waren die Energierechnungen. Die Diskussionen dazu verfolgen wir auch in unserem kleinen Dorf seit Tagen: Das Anderthalbfache bis Doppelte im Vergleich zu den Vormonaten wurde da plötzlich in Rechnung gestellt - trotz kaum höheren Energieverbrauches als zuvor. Beispiel einer Rentnerin: sie bekommt 160 Leva (rund 80 Euro) Rente und ihre letzte Energierechnung zeigte einen Betrag von 150 Leva.  Und sie begreift nicht wieso.
Borissows Regierung hatte auf Grund der Proteste zugesagt, dass die Energiepreise ab März wieder gesenkt werden sollen. Wie die Leute bis dahin die Rechnungen bezahlen sollen hat er nicht gesagt. Ach ja, einer der drei ausländischen Energieversorgungsfirmen soll die Lizenz entzogen werden. Von der geforderten Verstaatlichung aller Energieversorger keine Rede. Und da außer den Energiepreisen auch so ziemlich alles andere teurer geworden, Löhne und Renten aber nicht annähernd im gleichen Maße erhöht wurden, hat das nun das Fass zum Überlaufen und ein eigentlich friedfertiges Volk in den großen bulgarischen Städten auf die Straße gebracht.
Borissow hat also das Handtuch geworfen. Dabei wären im Sommer ohnehin Wahlen gewesen. Aber Wahlkampf ist wahrscheinlich einfacher zu betreiben wenn man sich nicht für die vergangenen Jahre verantworten muss sondern als Nicht-mehr-Regierender neue Versprechen machen kann.
Unseren Aufenthalt im Kur-Hotel in Pomorie in der vergangenen Woche haben wir trotzdem genossen. Da war ja auch noch nicht zu erahnen wie sich die Ereignisse zuspitzen würden.


1 Kommentar:

  1. Ich hoffe,ihr konntet euch in Pomorie erholen und hattet eine gute Zeit dort.
    Das aktuelle politische Geschehen habe ich über Radio Bulgarien auch verfolgt. Ich sehe es ähnlich wie ihr, der Sumpf ist enorm tief, nicht nur im Energiebereich. Die große Frage bleibt, ob sich künftig substantiell etwas ändern wird; zu Gunsten der kleinen Leute. Ich finde es aber richtig, daß die Bevölkerung, nicht wie hierzulande, alles bedingunslos hinnimmt, sondern sich dagegen wehrt. Die Not ist natürlich auch enorm.
    Wenn ich auch nicht einschätzen kann, ob die hohen Strompreise von den Politikern so gewollt waren; wohin die Privatisierung von Strom, Gas und Wasser führt, läßt sich am Beispiel Bulgariens exemplarisch beobachten. Hier in Deutschland sind wir energiepolitisch auf dem besten Weg zu ähnlichen Verhältnissen. Und da gibt es ernstzunehmende Lobbyisten in Brüssel, die auch noch das Trinkwasser, und das europaweit, privatisieren wollen ... ohne Worte!
    Ich wünsch Euch trotzdem weiter alles Gute und freue mich auf neue Infos und Bilder hier im Blog.
    Herzliche Grüße

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