Samstag, 23. April 2011

Von einer Geiß und ihrem Geißlein



Besuch bei unseren Pferden, die derzeit auf einer großen Wiese an der Meeresküste stehen. Dank des lange Zeit regnerischen Wetters und der doch eher kühlen Temperaturen gibt es viel saftiges Gras. Deshalb müssen wir die Pferde auch nicht zusätzlich füttern, aber wir müssen sie an den Umgang mit Menschen gewöhnen.

Unsere Pferde Alaska und Artus sind jetzt drei bzw. zwei Jahre alt. Ihre Mutter war mit ihnen immer wieder ausgerückt und sie lebten recht lange in einer frei herumlaufenden Herde. Deshalb müssen sie nun langsam lernen, dass man sich von Menschen auch anfassen lassen und an einer Leine führen lassen kann. Das braucht viel Geduld, da sie recht schreckhaft und misstrauisch sind. Mit verschiedenen Leckerli haben wir sie aber schon ein wenig bestochen. Der bereits kastrierte und damit etwas friedfertigere Alaska lässt sich sogar schon bürsten. Bei Artus wird es wohl noch etwas dauern. Der hat einen größeren Freiheitsdrang, ist immer wieder weggelaufen. Und das Einfangen hat ihm wohl nicht wirklich gefallen, jedenfalls ist er extrem misstrauisch, wenn man ihn anfassen will. Also oft hin und mit ihm reden. Und ihn bestechen. Er liebt Apfelscheiben, die anderen finden hartes Brot besser.
Heimliche Geburt im Gebüsch
Auf dem Rückweg entlang der Steilküste vor wenigen Tagen kam aus einem Gebüsch ein ganz leises meckern. Beim Hinsehen stand da eine kleine Ziege im stachligen Gebüsch. Vor ihr, gierig trinkend, eine ganz winzige Ziege mit noch blutiger Nabelschnur. Die Ziegenmama hatte sich offensichtlich ins Gebüsch zurückgezogen, um dort ihr Jungtier zu gebären. Die Geiß und das Geißlein also, fast wie im Märchen. Der Schäfer hat von dem ganzen  nichts mitbekommen, der war inzwischen mit der Herde ins heimische Gehege gezogen.


Ilija mit dem Osterlamm
Also hinterher und Bescheid sagen, dass er da noch zwei Tiere vergessen hat. Über Nacht wollte ich sie nicht so im Gebüsch stehen lassen. Hier gibt es zwar keinen bösen Wolf, aber jede Menge frei herumlaufende und immer hungrige Hunde und außerdem  Goldschakale, die am Abend aus dem nahen Gebirge durchaus bis zur Küste kommen. Und die haben wahrscheinlich auch Hunger. Die Besitzerin der Herde kam dann auch gleich mit, kroch ins sehr stachlige Gestrüpp und holte das empört schreiende Geißlein heraus. Das Geschrei veranlasste das Muttertier schnell hinterher zu laufen. Gemeinsam zogen wir schließlich alle davon.

Was jetzt kommt schreibe ich nur sehr zögerlich. Es ist Ostern. Und wir sind keine Vegetarier. Gelegenheit also, nach der Fastenzeit endlich wieder Fleisch zu essen. Heute morgen war unser Freund Ilija bei den Schäfern, um ein schlachtreifes Zicklein abzuholen. Er hat es geschlachtet und wird es heute nacht im Lehmofen backen. Ja, ich weiß, so ganz in Ordnung ist das scheinbar nicht. Es ist eben doch besser, Fleisch nur ganz anonym zu kaufen. Von der Kühltheke, in Plastik verpackt. Damit man gar nicht auf die Idee kommt, dass das mal ein Tier war.
Trotzdem allen ein schönes Osterfest. Wir gehen heute abend noch in die Kirche, zur Mitternachtsmesse. Nicht weil wir religiös sind, sondern weil es hier ein schöner Brauch ist bei dem sich das ganze Dorf trifft. Alle umkreisen nach dem Gottesdienst mit ihrer brennenden Kerze dreimal die Kirche und begrüßen sich dann mit den Worten: Christus ist auferstanden. Anschließend werden mitgebrachte gefärbte Eier aneinandergeschlagen.

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